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Blockchain zur Netzstabilisierung im Praxistest

Heimspeicher können zur Netzstabilisierung beitragen.
Quelle: sonnen

Der Praxistest im europaweit ersten Pilotprojekt, das vernetzte Heimspeicher und die Blockchain-Technologie zur Netzstabilisierung nutzt, startete, teilten der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Stromspeicher-Hersteller sonnen Anfang November 2017 mit. Nach einer mehrmonatigen Vorbereitungsphase setzte TenneT diese Heimspeicher erstmals für den sogenannten Redispatch bzw. zum Ausgleich von Transportengpässen im Netz ein. Der Praxistest von TenneT und sonnen soll bis zum zweiten Quartal 2018 andauern. Die betreffenden dezentralen Batteriespeicher werden während  dieser Zeit über eine Blockchain-Lösung in das Stromnetz von TenneT eingebunden. Entwickelt hat sie IBM, während sonnen den Pool von Heimspeichern bereitstellt, die die Tochter sonnen e-Services miteinander vernetzt. Das intelligente Management der Batteriespeicher passt sich laut Angaben der Projektpartner individuell der jeweiligen Situation im Netz an. So kann sonnens vernetzter Speicher-Pool je nach Bedarf überschüssigen Strom sekundenschnell aufnehmen oder abgeben und damit zur Netzstabilisierung beitragen.

Neue Flexibilitäten zur Netzstabilisierung

„Das Projekt ist das erste seiner Art, das die Blockchain-Technologie verwendet. Es ist wegweisend für die zukünftige Einbindung der erneuerbaren Energien. Wir sehen klar ein Potenzial, neue Flexibilitätsmöglichkeiten über die Blockchain-Technologie zu erschließen. Letztlich hilft das, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen, die notwendig ist, um das Netz zu stabilisieren“, sagte Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung der TenneT TSO GmbH. „Als Netzbetreiber gehen wir hier einen neuen Weg, um die dezentralen erneuerbaren Energien besser zu integrieren und die Versorgung zu sichern. Und wir bieten den Bürgern so die Möglichkeit, aktiv die Energiewende mitzugestalten.“ Ziel sei es, neue Wege zu erschließen, um die stark vom Wetter abhängige erneuerbare Stromproduktion flexibel zu steuern. Die Blockchain biete hier neue Möglichkeiten, auch dezentrale verteilte Anlagen sicher und intelligent überregional aus einer Hand zu vernetzen. Das könne den Netzausbau ergänzen und helfe bei der Erschließung neuer Flexibilitäten für die Netzstabilisierung. Nach einer erfolgreichen Evaluierung will TenneT, die Flexibilitätsprojekte für neue Partner öffnen.

Grüne Energie aus Speichern

„Bei dem gemeinsamen Projekt mit TenneT nutzen wir bei Netzengpässen erstmals grüne Energie aus Speichern statt Kohle- oder Atomstrom. Statt grünen Strom im Norden wegzuwerfen, speichern wir ihn. Statt Großkraftwerke im Süden hoch zu fahren, rufen wir Solarstrom aus Speichern ab. Damit entsteht eine grüne, virtuelle Stromleitung von der sowohl unsere Kunden als auch die Allgemeinheit profitieren“, sagte Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei sonnen. Die dezentralen Heimspeicher sind in der sonnenCommunity untereinander vernetzt und bilden einen virtuellen Batteriepool, der gezielt Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Dadurch können erneuerbare Energien gleichmäßiger verteilt und Produktionsspitzen aufgefangen werden. Dazu erhalten Privathaushalte mit einem Speicher neue Verdienstmöglichkeiten, die über den Eigenverbrauch hinausgehen und den Betrieb von Stromspeichern noch wirtschaftlicher machen. Schon heute können sie kostenlosen Strom erhalten, wenn sie ihre Speicher für wenige Minuten am Tag für Netzdienstleistungen zur Verfügung stellen.

Mehr als Standard-Handel

Im Gegensatz zu anderen Blockchain-Projekten im Energiesektor geht es TenneT und sonnen nicht nur um Standard-Handelsaktionen sondern um eine komplexe Netzdienstleistung. Als günstige und praktisch unendlich skalierbare Technologie halten beide Unternehmen die Blockchain zum Einsatz in der zukünftigen Energieversorgung für prädestiniert, die aus Millionen dezentraler und miteinander vernetzter Einheiten bestehen wird. Für sonnen ist dementsprechend die Blockchain-Technologie der nächste Schritt in eine saubere und dezentrale Energiezukunft. Für TenneT ist das Pilotprojekt mit sonnen ein weiterer Entwicklungsschritt zu einer noch einfacheren und effizienteren Vernetzung von Batteriespeichern, Solaranlagen und Stromnetzen. In den Niederlanden untersucht TenneT, wie Elektroautos mit Hilfe der Blockchain-Technologie zur Netzstabilisierung beitragen können. Partner dieses Schwester-Pilotprojekts ist der Energiedienstleister Vandebron, der für das Pilotprojekt im niederländischen TenneT-Netz Regelleistung aus einem Pool von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung stellt. Mit dem Praxistest soll es Ende November 2017 losgehen.

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