Start Erneuerbare Energien Deutschlandweite Systemstabilisierung im Netz

Deutschlandweite Systemstabilisierung im Netz

Vorgaben für Regelenergiemarkt sollen erneuerbare Energien stärker integrieren.
Bildquelle: Tennet

Ein Redispatch-Ermittlungs-Server RES soll den vier Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz Transmission GmbH, Amprion GmbH, Transnet BW GmbH und Tennet TSO GmbH helfen, die Systemstabilisierung in ihren Netzgebieten deutschlandweit vorzunehmen. Der IT- Spezialist Soptim und Ingenieurdienstleister FGH Mannheim wurden im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens beauftragt, diesen Server zu entwickeln. Er ist ein Teil der Redispatch-Plattform, die die vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern derzeit aufbauen. Künftig sollen sie über diese Plattform die Maßnahmen zur Systemstabilisierung für alle Betriebsplanungsstufen mehrere Tage im voraus bis zur Intradayplanung regelzonenübergreifend gemeinsam planen, koordinieren, abwickeln und überwachen, informiert FGH Anfang August 2018.

Identische Sicht auf alle Netze

Die Plattform sorgt für Effizienz, einheitliche, transparente und sichere Prozesse im Kontext von Redispatch, Einspeisemanagement sowie anderer betrieblicher Maßnahmen, wie dem Einsatz von Querregeltransformatoren und Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen. Technisch besteht sie aus dem RES und dem Redispatch-Abwicklungs-Server (RAS). Der RES ist für die Netzberechnung, -analyse und die Maßnahmendimensionierung vorgesehen und bietet den Übertragungsnetzbetreibern eine identische Sicht auf das deutsche Übertragungsnetz und schafft die Basis für die Auswahl geeigneter Maßnahmen. Der RAS ist indessen für die Aktivierung und Überwachung der Maßnahmen zuständig und kommuniziert hierzu mit allen involvierten Marktakteuren.

 RES zentrale Instanz zur Systemstabilisierung

„Da der Redispatch-Ermittlungs-Server das zentrale Instrument zur Sicherung der Netzstabilität ist, waren ein performantes Datenmanagement, ausgefeilte Algorithmen für die Berechnungen sowie eine hohe Robustheit im Betrieb essentielle Kriterien für die Auftragsvergabe“, so Daniel Fraß, Projektleiter der TenneT TSO, die den RES stellvertretend für die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber betreiben wird. „Die Aufgabenstellung des Redispatch-Ermittlungs-Servers ist ein Leuchtturmprojekt der deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit Signalkraft auf die europaweite Kooperation zur Sicherstellung der Systemstabilität“, unterstreicht Christoph Speckamp, Bereichsleiter Energiewirtschaft bei SOPTIM gemeinsam mit Dr. Simon Krahl, Leiter Systemstudien bei der FGH. Dieser stellt fest: „Die IT-Lösung trägt dazu bei, das aktuelle Spannungsfeld zwischen den Herausforderungen des Netzausbaus, der Integration der Erneuerbaren Energien und der Systemsicherheit in Einklang zu bringen.“ Die Inbetriebnahme des RES ist für 2020 geplant.

Höherer Bedarf an Systemstabilisierung

„Der Bedarf an systemstabilisierenden Eingriffen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Grund dafür sind der Rückbau konventioneller Erzeugungsanlagen und der enorme Zubau erneuerbarer Energien, durch die sich die Netzauslastung nachhaltig verändert hat“, stellt FGH fest. Mit der Redispatch-Plattform sollen die steigenden operativen Aufwände sicher beherrschbar werden. Der RES prognostiziere künftig die Netzsituation für die relevanten planerischen Zeithorizonte Woche, Tag sowie Stunde und erkennt drohende Engpässe. Anschließend ermittele er aus den verfügbaren netz- und marktbezogenen Maßnahmen, weiteren Reserven sowie bei Bedarf auch weitergehenden Eingriffen die Wirksamsten und Kosteneffizientesten unter Beachtung der gesetzlich gebotenen Vorränge, um den Engpass aufzulösen. Dazu gehörten zielführende Eingriffe in Last- und Einspeisemuster wie z. B. geänderte Kraftwerksfahrpläne und der Einsatz netzstabilisierender Reservekraftwerke.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein