Start Erneuerbare Energien Wind- und Sonnenstrom in flüssiger Luft lagern

Wind- und Sonnenstrom in flüssiger Luft lagern

Das britische Startup Highview Power baut Speichersysteme, die überschüssigen Wind- und Sonnenstrom in Form von flüssiger Luft lagern. Elektrisch angetriebene Aggregate ziehen dabei Luft aus der Umgebung, reinigen diese und senken die Temperatur auf minus 196 Grad Celsius, so dass sich die gereinigte Umgebungsluft verflüssigt. Aus 700 Litern Luft entsteht so ein Liter flüssige Luft. Diese fließt in wärmeisolierte Tanks, in denen sie bei Umgebungsdruck wochenlang gelagert werden kann. Die Wärme, die bei der Verflüssigung frei wird, wird gespeichert.

Können Wind- und Sonnenkraftanlagen aufgrund von Witterung und Tageszeit nicht ausreichend Strom erzeugen, kann die gespeicherte Wärme zusammen mit zugeführter Fremdwärme zum Erwärmen der eiskalten verflüssigten Luft genutzt werden. Dabei dehnt diese sich um das 700-Fache aus und setzt so viel Kraft frei, um eine Turbine anzutreiben. Ein daran gekoppelter Generator liefert dann den benötigten Strom.

Die erste kommerzielle Anlage baut Highview Power auf dem ehemaligen Gelände eines Wärmekraftwerks in Nordengland. Sie soll eine Leistung von 50 Megawatt aufweisen und 250 Megawattstunden speichern. „Wir freuen uns, mit der Arbeit an unserem ersten kommerziellen britischen Projekt im großen Maßstab zu beginnen, um das größte Batteriespeichersystem in Europa zu installieren und das nationale Netz zu unterstützen“, sagte Unternehmenschef Javier Cavada im letzten Oktober. Die Anlage werde Dienste zur Aufrechterhaltung eines stabilen und zuverlässigen Netzes bereitstellen. Langfristige Energiespeicher im Gigamaßstab seien die notwndige Grundlage für grundlastfähigen Wind- und Sonnenstrom und lieferten den Schlüssel für eine 100-prozentig kohlenstofffreie Zukunft.

Seit 2018 betreibt Highview Power auf der Deponie Pilsworth im Großraum Manchester eine Demonstrationsanlage, die über eine Leistung von fünf Megawatt verfügt. Die Wärme zur Regasifizierung der flüssigen Luft kommt vom Gas, das sich in der Deponie bildet. Zusammen mit der ersten Großanlage will der Speicherspezialist weitere Projekte in Großbritannien durchführen und ist eigenen Angaben zufolge dabei, Standorte zu sichern. Diese Projekte sollen dazu beitragen, sowohl Klimaziele im eigenen Land zu erreichen als auch den erwarteten globalen Bedarf an Energiespeichern zu decken.

Daher plane Highview Power mit dem Entwickler von Projekten zur Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien, Encore Renewable Energy, das erste Energiespeichersystem für flüssige Luft in den USA zu errichten, teilte das Unternehmen im Dezember 2019 mit. Diese Anlage soll mit mindestens 50 Megawatt Leistung und mehr als acht Stunden Speicherkapazität (400 Megawattstunden) im Norden von Vermont in den USA entstehen. Sie soll helfen, die langjährigen Herausforderungen bei der Energieübertragung im Zusammenhang mit dem Sheffield-Highgate-Exportanschluss (SHEI) zu lösen und den effizienten Transport von überschüssigem Wind- und Sonnenstrom zu ermöglichen, um diesen in das Stromnetz zu integrieren.

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