Die Internationale Energieagentur IEA arbeitete einen Plan aus, in dem sie 10-Punkte vorstellt, wie Europa sich vom Gasimport aus Russland lösen kann. Diese sehen im Überblick vor:
- kein Abschluss von neuen Gasverträgen mit Russland
- Ersatz russischer Gasimporte durch andere Quellen
- Einführung einer verpflichtenden Gasspeicherreserve
- Beschleunigung des Ausbaus von Solar- und Windenergie
- Erhöhung der Stromerzeugung aus Bioenergie und Kernkraft
- Kurzfristige Steuermaßnahmen auf unerwartete Gewinne
- Austausch von Gasheizungen durch Wärmepumpen
- Mehr Energieeffizienz in Gebäuden und Industrie
- Zeitweilige Anpassung von Heizungsthermostaten
- Diversifizierung und Flexibilisierung von Stromquellen.
Im Jahr 2021 importierte die Europäische Union laut IEA am Tag im Schnitt über 380 Millionen Kubikmeter Gas per Pipeline aus Russland. Das sind rund 140 Milliarden Kubikmeter für das gesamte Jahr. Darüber hinaus wurden rund 15 Milliarden Kubikmeter in Form von verflüssigtem Erdgas (LNG) geliefert. Die Gasimporte aus Russland betrugen demnach 155 Milliarden Kubikmeter Gas.
Russischen Gasimport vor 2030 beenden
Mit den Maßnahmen im vorgelegten Plan könnten die EU-Staaten die Gasimporte aus Russland innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Milliarden Kubikmeter, d.h. um mehr als ein Drittel senken. Berücksichtigt sei dabei auch die Notwendigkeit, die europäischen Gasspeicher im Jahr 2022 wieder aufzufüllen, nachdem geringe russische Lieferungen dazu beigetragen haben, die Speicherniveaus auf ein ungewöhnlich niedriges Niveau zu bringen. Der 10-Punkte-Plan stehe im Einklang mit den Klimaambitionen der EU und dem europäischen Green Deal. Er weise auch auf die Ergebnisse hin, die in der IEA-Roadmap „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ erreicht wurden. In der Roadmap endete in der EU die Notwendigkeit russischer Gasimporte vor 2030.
Um den Gasimport aus Russland noch mehr zurückzufahren, nennt die IEA neben den 10-Punkten, die Option zur Umstellung der Brennstoffnutzung im Stromsektor. Damit ließe sich der jährliche EU-Gasimport aus Russland um insgesamt mehr als 80 Kubikmeter oder deutlich mehr senken. Dies lasse immer noch einem bescheidenen Rückgang der Gesamtemissionen zu. Die wichtigste kurzfristige Option wäre die Abkehr von der Gasnutzung im Stromsektor durch einen verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerke oder durch den Einsatz alternativer Brennstoffe – hauptsächlich flüssiger Brennstoffe – in bestehenden Gaskraftwerken.