Der Baden Württemberger Netzbetreiber Netze BW will eine Beimischung von bis zu 30 Prozent Wasserstoff im Erdgasnetz testen. 10 Prozent sind unbedenklich, und 20 Prozent gelten als machbar. „Unser Erdgasverteilnetz kann auch ein Erdgas-Wasserstoff-Gemisch transportieren, welches der Verbraucher genauso komfortabel wie bislang reines Erdgas nutzen kann“, macht Netze BW-Geschäftsführer Martin Konermann am 5. Dezember 2020 klar. „Um das zu demonstrieren, werden wir erstmalig in Deutschland im realen Netzbetrieb ein Gasgemisch mit einem Wasserstoffanteil von bis zu 30 Prozent anwenden.“ Eigens dafür startet Netze BW im Jahr 2020 ein Pilotprojekt im hohenlohischen Öhringen in der dortigen Betriebsstelle des Netzbetreibers in der Meisterhausstraße und in angrenzenden Straßenzügen.
Im Inselnetzbetrieb
Geplant ist, den ausgewählten Bereich des Erdgasnetzes von der umliegenden Versorgungsinfrastruktur abzukoppeln und als Inselnetz zu betrieben, woraus sich auch der Projektname „NETZlabor Wasserstoff-Insel“ ableitet. Für Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg reiht sich das Projekt in die bewährte Tradition der Netze BW, in verschiedenen Pilotregionen neue Lösungskonzepte und innovative Betriebsmittel zum Netzbetrieb in Reallaboren zu testen ein: „Die Netze BW beweist damit einmal mehr, dass sie den Zeitgeist erkennt und wegweisend vorangeht.“ Eine Umsetzung der Energiewende lasse sich nur mit Hilfe der Sektorenkopplung, sprich der Kopplung der Bereiche Verkehr, Wärme und Energie, erklärte Meinel weiter. „Das Projekt in Öhringen ist dafür zielführend und kann der Wasserstoffnutzung in Gasverteilnetzen eine Zukunftsperspektive geben. Insbesondere die enge Einbindung der Menschen vor Ort spielt dabei eine wichtige Rolle.“
Wasserstoff im Erdgasnetz möglichst realitätsnah
Das Einbeziehen der Nachbarschaft ist für ein möglichst realistisches Szenario eines Netzbetriebs wichtig: „Jeder hat ein unterschiedliches Nutzungsverhalten und auch die verbaute Technik ist nirgendwo gleich“, sagt Projektleiterin Heike Grüner. Die entscheidende Frage sei nicht ob, sondern wie alles funktioniere. Bevor aus der „Wasserstoff-Insel“ in Zukunft eine flächendeckende Lösung werden könnte, müssten aber noch die technischen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden. Auch dafür soll das Projekt der Netze BW wichtige Erkenntnisse liefern. Den Wasserstoff soll eine Power to Gas aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen.