Die USA wollen Europa im Ernstfall über eine LNG-Brücke unterstützen. Das machte US-Präsident Joe Biden in der Pressekonferenz mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz am 7. Februar 2021 deutlich. Auf die Frage, wie die USA den Europäern in einem Konfliktfall mit Russland wirklich helfen könnten, erklärte Biden: „Zunächst schauen wir uns Möglichkeiten an, wie man das ausgleichen kann, also das verlorene Gas aus Russland. Wir müssen sehen, wie wir das mit LNG, also mit Flüssiggas, machen können, aber auch zusammen mit Freunden rund um die Welt. Wir denken, dass wir einen Großteil davon ausgleichen können.“ Schon eine Weile liefen Arbeiten, „um diesen Verlust kurzfristig in Europa zu kompensieren, wenn es dazu kommen sollte.“
Bundeskanzler Scholz erklärte hierzu: Ich bestätige zunächst einmal, dass wir in dieser Frage eng mit den Vereinigten Staaten von Amerika – Joe Biden und ich persönlich – in dieser Frage zusammenarbeiten, dass wir uns auf alle Situationen vorbereiten.“ In Sachen LNG wies er auf die Umstellung auf Wasserstoff in langfristige Perspektive hin und stellte zugleich in Aussicht: „Es wird ein Prozess sein, der schneller vor sich geht, als sich das manche heute vorstellen mögen.“
LNG-Brücke für den Ernstfall
Am selben Tag tagte in Washington der Energierat USA-EU. Auch hier war die sichere Gasversorgung in Europa und der Ukraine angesichts der angespannten Lage zu Russland ein zentraler Gesprächsgegenstand. Wie es Präsident Biden und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen vor ein paar Wochen vereinbart hätten, „arbeiten wir gerade jetzt zusammen, um die Energieversorgung Europas vor Versorgungsschocks zu schützen, einschließlich solcher, die aus einer weiteren russischen Aggression gegen die Ukraine resultieren könnten“, sagte US-Außenminister Antony Blinken nach der Sitzung des Energierates.
Europa brauche vor allem in den Wintermonaten zuverlässige und bezahlbare Energie. „Als Russland 2009 wegen eines Streits mit der Ukraine die Gaslieferungen nach Europa stoppte, starben Menschen an der Kälte. Und wenn die Energieversorgung ausfällt, gerät die Wirtschaft ins Stocken“, warnte Blinken und bekräftigte den Entschluss, dies zu verhindern und die Auswirkungen auf die Energieversorgung und -preise abzumildern.“
Es liefen weltweit Gespräche mit Regierungen und großen Produzenten, dass diese ihre Produktions- und Vertriebskapazitäten erhöhten. „Wir koordinieren uns mit unseren Verbündeten und Partnern, mit Interessenvertretern des Energiesektors, einschließlich darüber, wie sich Energiereserven am besten aufteilen lassen, falls Russland den Hahn abdreht oder einen Konflikt auslöst, der den Gasfluss durch die Ukraine unterbricht.
Partnerschaft für Energiesicherheit
Die EU-Kommissionspräsidentin hatte sich mit Blick auf den russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Ostgrenze am 7. Februar 2022 bei einer Konferenz von Tagesspiegel, ZEIT, Handelblatt und Wirtschaftswoche dafür ausgesprochen, dass Europa unabhängiger von russischen Gasimporten werden müsse. „Die Anzeichen, dass der Kreml Gaslieferungen weiterhin als politisches Druckmittel einsetzt, mehren sich. Deshalb müssen wir uns davon unabhängig machen und konsequent mit verlässlichen Gaslieferanten arbeiten“, sagte sie.
Dabei gehe es zum Beispiel um den Aufbau einer Partnerschaft für Energiesicherheit mit den USA, die mehr LNG-Gaslieferungen vorsieht. Auch höhere Lieferungen aus Norwegen und eine bessere Nutzung der europäischen Vorratsspeicher für Gas gehörten dazu, konkretisierte von der Leyen. Der Europäische Green Deal, mit dem Europa bis 2050 klimaneutral sein will, sei die wirkungsvollste Versicherung gegen künftige Steigerungen bei Strom- und Energiepreisen. „Jede Kilowattstunde Strom, die Europa mit Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse erzeugt“, mache unabhängiger von russischem Gas und anderen Energieimporten. Ganz auf dieser Linie bekräftigen die USA und EU in ihrer gemeinsamen Erklärung zum Energierat, die Energiewende hin zu Netto-Null-Emissionen zu beschleunigen.