Start Erneuerbare Energien Ausbau von Grünstrom boomt trotz Corona

Ausbau von Grünstrom boomt trotz Corona

Quelle: IRENA

Der weltweite Ausbau von Grünstrom im Jahr 2020 übertraf frühere Schätzungen und alle bisherigen Rekorde, trotz des Konjunkturabschwungs infolge der COVID-19-Pandemie. Das geht aus Daten hervor, die die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) jüngst im April veröffentlichte. Demnach lag 2020 weltweit der Kapazitätszuwachs aus erneuerbaren Energien bei mehr als 260 Gigawatt und fiel somit um fast 50 Prozent höher aus als die Kapazitätserhöhung im Vorjahr.

Ausbau von Grünstrom übertrifft fossilen Zuwachs

Die jährliche Erneuerbaren Kapazität Statistik 2021 von IRENA zeigt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten neuen Stromerzeugungskapazität das zweite Jahr in Folge deutlich gestiegen ist. Über 80 Prozent der im letzten Jahr neu hinzugekommenen Stromkapazität stammte aus erneuerbaren Energien. Davon entfielen 91 Prozent allein auf Solar- und Windenergie.

Der wachsende Anteil der erneuerbaren Energien ist laut IRENA zum Teil auf die Netto-Stilllegung der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen in Europa, Nordamerika und erstmals auch in Eurasien: Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Russische Föderation und Türkei zurückzuführen. Der Gesamtzuwachs aus fossilen Brennstoffen sank von 64 GW im Vorjahr auf 60 GW im Jahr 2020, was den anhaltenden Abwärtstrend bei fossilen Brennstoffen bestätigte.

„Diese Zahlen zeugen von Widerstandskraft und geben Anlass zur Hoffnung. Trotz der Herausforderungen und Ungewissheit des Jahres 2020 haben sich erneuerbare Energien als eine unbestreitbare Quelle des Optimismus für eine bessere, gerechtere, widerstandsfähigere und saubere Zukunft erwiesen“, sagt IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera. „Der große Neustart bot einen Moment der Reflexion und die Chance, unseren Kurs in Richtung inklusiven Wohlstand zu lenken, und es gibt Anzeichen dafür, dass wir es tatsächlich tun“.

„Trotz der schwierigen Zeit, und wie vorausgesagt, markiert 2020 den Beginn des „Jahrzehnts der erneuerbare Energien“, so La Camera weiter. „Die Kosten sinken, die Märkte für saubere Technologien wachsen und noch nie waren die Vorteile der Energiewende so deutlich. Der Trend ist unaufhaltsam, aber wie die Vorschau unseres World Energy Transitions Outlook gezeigt hat, gibt es  noch eine Menge zu tun. Unsere 1,5°C-Prognose zeigt, dass erhebliche geplante Energieinvestitionen umgelenkt werden müssen, um die Energiewende zu unterstützen und die Ziele für 2050 zu erreichen. In diesem kritischen Jahrzehnt des Handelns muss die internationale Gemeinschaft diesen Trend als Inspirationsquelle betrachten, um weiter zu kommen“, schloss er.

Expansion übertrifft Langfristtrend

Der Anstieg der installierten Leistung um 10,3 Prozent stellt eine Expansion dar, die den langfristigen Trend eines gemäßigteren Wachstums von Jahr zu Jahr übertrifft. Ende 2020 betrug die globale Erzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien 2799 GW. Den größten Anteil nimmt dabei nach wie vor die Wasserkraft mit 1211 GW ein. Solar- und Windkraft holen indes rasch auf. Dementsprechend dominierten Solar- und Windenergie mit einem Zuwachs von 127 GW bzw. 111 GW  die Kapazitätserweiterung im Jahr 2020.

Vor allem China und die USA verzeichneten 2020 ein starkes Wachstum. China, das bereits der weltweit größte Markt für erneuerbare Energien ist, fügte im vergangenen Jahr 136 GW darunter 72 GW Windkraft und 49 GW Solarenergie hinzu. Die USA installierten im letzten Jahr 29 GW an erneuerbaren Energien und somit fast 80 Prozent mehr als 2019, davon 15 GW Solarenergie und rund 14 GW Windkraft. Afrika verzeichnete eine konstante Expansion mit einem Anstieg von 2,6 GW, etwas mehr als 2019. Zugleich blieb Ozeanien mit einem Plus von 18,4 Prozent die am schnellsten wachsende Region, obgleich ihr Anteil an der globalen Kapazität gering ist und die Expansion fast komplett auf das Konto von Australien ging.

Eckdaten zum Kapazitätszuwachs 

  • Wasserkraft: Das Wachstum der Wasserkraft erholte sich 2020, nachdem sich die Inbetriebnahme mehrerer großer Projekte im Jahr 2019 verzögert hatte. China stockte um 12 GW auf, gefolgt von der Türkei mit 2,5 GW.
  • Windkraft: Der Kapazitätsausbau bei Windkraft erreichte im letzten Jahr 111 GW gegenüber 58 GW im Vorjahr. Allein China stockte um 72 GW auf, gefolgt von den USA mit 14 GW. Zehn Länder erhöhten ihre Windkraftkapazität um mehr als 1 GW. Der Anteil der Windenergieanlagen auf See an der gesamten Windkraftkapazität stieg 2020 auf rund 5 Prozent.
  • Solarenergie: Die Gesamtkapazität der Solarenergie liegt nun in etwa auf gleicher Höhe mit der Windkraft. Insbesondere trug Asien mit einem Ausbau von 78 GW dazu bei. Größere Kapazitätssteigerungen erfolgten in China (49 GW) und Vietnam (11 GW). Japan erhöhte um mehr als 5 GW, während Indien und die Republik Korea ihre Solarenergiekapazität um mehr als 4 GW aufstockten. Die USA erhöhten die Kapazitäten um 15 GW. 
  • Bioenergie: Der Netto-Kapazitätsausbau sank 2020 um die Hälfte (2,5 GW gegenüber 6,4 GW im Jahr 2019). China erweiterte seine Bioenergiekapazität um über 2 GW. Europa, die einzige andere Region mit einem signifikanten Ausbau im Jahr 2020, fügte 1,2 GW an Bioenergiekapazität hinzu, ähnlich wie im Jahr 2019.
  • Geothermie: Die Kapazitätserweiterung fiel hier im Jahr 2020 gering aus. So steigerte die Türkei ihre Kapazität um 99 MW. Geringfügige Erweiterungen nahmen Neuseeland, den USA und Italien vor.
  • Netzunabhängiger Strom: Die netzunabhängige Kapazität legte 2020 um 365 MW (2 Prozent) zu und erreichte 10,6 GW. Solarstrom erhöhte sich um 250 MW auf 4,3 GW, wohingegen Wasserkraft bei ca. 1,8 GW stagnierte.