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Bayerische Stromwende stagniert

Quelle: VBEW

Die bayerische Stromwende ist laut Zahlenanalyse vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft VBEW ins Stocken geraten. Demnach war in den letzten fünf Jahren kein signifikanter Zuwachs in der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu verzeichnen. Nur  die volatile Photovoltaik legte nennenswert zu und liegt als Spitzenreiter inzwischen gleichauf mit der bedarfsgerechten Stromerzeugung aus Wasserkraft. Dazu steigt der Stromverbrauch in Bayern wieder an.

„Bayern hat seine Vorrangstellung bei der klimafreundlichen Stromerzeugung längst an andere Bundesländer verloren. Insbesondere im Winter sind wir zunehmend auf Stromimporte angewiesen. ‘Mir san Mir’, dieses bayerische Selbstwertgefühl gilt in der Stromversorgung nicht mehr. Das wäre vor zehn Jahren noch ein undenkbarer Zustand in Bayern gewesen, lässt sich aber zumindest für die nächsten zehn Jahre wohl nicht mehr entscheidend korrigieren“, fasst Detlef Fischer, VBEW-Geschäftsführer, die Lage im Freistaat zusammen.

In Bayern wurde in den letzten Jahren laut Analyse knapp die Hälfte der benötigten Elektrizität aus heimischen Erneuerbaren Energien gedeckt. Vereinfacht wird dabei davon ausgegangen, dass jede in Bayern erzeugte Kilowattstunde (kWh) auch zeitgleich wieder in Bayern verbraucht wird, was physikalisch nicht für alle Stunden im Jahr gilt. Hier nimmt Bayern rege am Stromaustausch mit anderen Bundes- und Nachbarländern teil. Im Jahressaldo verbraucht Bayern seit einigen Jahren mehr Strom, als es selbst erzeugt.

Seit 2017 steigt der Stromverbrauch in Bayern dazu wieder. Effizienzfortschritte durch sparsamere Geräte zehren die fortschreitende Elektrifizierung, gute Konjunktur der vergangenen Jahre und das Bevölkerungswachstum wieder auf. Wenn sich das Stromverbrauchsverhalten nach der Corona-Krise wieder normalisiert hat, erwartet der VBEW einen weiteren Anstieg des  Stromverbrauchs. Immer mehr Wärmepumpen und Elektroautos benötigen Strom. Auch die zunehmende Anzahl von Computern und Rechenzentren sorgt für erhöhte Anforderungen nicht nur an die Stromerzeugung, sondern ebenfalls an die Stromnetze.

Mehr Speicher und Netzkapazitäten für bayerische Stromwende

Eine stabile Stromversorgung zu jeder Stunde bei jeder Wetterlage und zu jeder Jahreszeit sieht der Branchenverband als unabdingbare Voraussetzung für eine gute wirtschaftliche Weiterentwicklung in Bayern. Im Zug des Abschaltens der Kernkraftwerke in Bayern und der damit einhergehenden Dezentralisierung der Stromversorgung seien mehr Erzeugungsanlagen, mehr Speicher und mehr Netzkapazitäten als früher nötig.

„Dieser Winter hat es anschaulich aufgezeigt: Die Photovoltaik steht in den dunklen Monaten in Bayern quasi nicht zur Verfügung. Da nützt auch die größte Batterie nichts, wenn die Sonne tagelang nicht scheint und der Strombedarf weiter gedeckt werden muss. Die Batterie ist dann längst leer und bleibt auch leer“, stellt Fischer fest. Die derzeitige Konzentration auf eine tages-, witterungs- und jahreszeitabhängige Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft springt aus seine Sicht daher viel zu kurz. Ein modernes Stromversorgungssystem bestehe aus dem intelligenten Zusammenspiel von bedarfsgerechter Erzeugung, Speicherungen, Netzen und Verbrauchern. Daran arbeite die Bayerische Energiewirtschaft.

In Richtung Berlin mahnte Fischer: „Die Politik darf die Probleme bei der Umsetzung der Energiewende nicht weiter kleinreden. Sie muss, vergleichbar mit der Bewältigung der Corona-Pandemie, der Bevölkerung beherzt den dringenden Handlungsbedarf verdeutlichen und den Rahmen für den Systemumbau durch die Energiewirtschaft mit möglichst wenig Details vorgeben. Die Beschleunigung der Energiewende ist nach der Bewältigung der Corona-Krise die nächste große gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch sie wird die eine oder andere Zumutung von der Bevölkerung abverlangen.“