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Daten und Materialnachschub sichern

Quelle: Elvaco

Aus Sicht von Elvaco steigt das Bewusstsein zum Sichern von Daten und Materialnachschub im Smart Metering. Der Anbieter von Komplettlösungen zur Energiemessung erwartet, dass Unternehmen im Zug der Umsetzung der EU-Energieeffizienz-Richtline (EED) und der deutschen Fernwärme- oder Fernkälte-Verbrauchserfassungs- und ‑Abrechnungsverordnung (FFVAV) neue Geschäftsmodelle entwickeln. Beide Verordnungen verpflichten Versorger, ab Januar 2022 Verbrauchern monatlich ihre Abrechnungen einschließlich Verbrauchsinformationen zuzustellen.

Zählerwerte lassen sich mithilfe intelligenter Messgeräte per Fernauslesung automatisch ablesen. Viele Versorgungsunternehmen betrachten Elvaco zufolge die Verordnungen als lästigen Zwang und setzen nur das Notwendige um. Sie könnten jedoch viel mehr aus den technischen Gegebenheiten herausholen. Das bringe mehr Umsatz oder höhere Kundenbindung statt nur zusätzlicher Kosten.

„Die Technik für die automatisierte Auslesung muss so oder so verbaut werden. Aus den vorliegenden und gegebenenfalls zusätzlich erhobenen Daten lassen sich wertvolle Informationen für die Verbraucher ziehen und diese können die Versorger zum Beispiel mit einer personalisierten Energieberatung zu Geld machen. Wir erwarten einen professionellen Service-Sektor für Daten. Denkbar sind etwa Datenpools für Forschungszwecke oder ein Energie-Contracting für Privatpersonen. In diesem Bereich wird viel entstehen, was wir heute noch gar nicht absehen können“, sagt Thomas Nickel, Area Manager DACH bei Elvaco.

Streitfragen mit Daten klären

Priorität dürften Informationen zur Energieeffizienz haben: Wie verhalten sich die Heiztemperaturen im Tages- und Wochenverlauf? Wie sieht das Heizverhalten im Detail aus und wie kann der Endkunde es optimieren? Die Energiewirtschaft könne ihren Kunden auf dieser Basis individuelle Empfehlungen geben. Mögliche Anwendungen gingen über das Heizverhalten hinaus und könnten. Hausverwaltungen können zum Beispiel relative Luftfeuchtigkeit und Temperaturen in Wohnräumen erfassen. Die Ergebnisse der Messungen helfen, bei Schimmelbefall Streitigkeiten zu klären oder sogar die Schimmelbildung präventiv zu verhindern.

„Selbstverständlich dürfen solche Messungen nur mit Einverständnis der Mieter erfolgen. Unter Umständen werden sehr persönliche Daten erhoben, die sogar der Datenschutzgrundverordnung unterliegen. Einigt man sich, können beide Seiten durch die Messung viel Ärger, Zeit und Kosten sparen oder Mängel an den Wohnräumen bereits im Vorfeld verhindern“, sagt Nickel.

Daten noch mehr sichern

Immer raffiniertere Cyber-Angriffen und dadurch komplexere IT-Infrastrukturen machen den Schutz der Daten aufwändiger. Als besonders gefährdet gelten die Rechenzentren der Versorgungsunternehmen, da hier die gesammelten Daten vieler tausender Endverbraucher liegen. Schon seit die EU-DSGVO in Kraft getreten ist, gelten in der IT-Sicherheit die Grundsätze Vertraulichkeit, Integrität der Daten und Verfügbarkeit.

Mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 stehen darüber hinaus Veränderungen für den Schutz kritischer Infrastrukturen (KRITIS) ins Haus. An Hardware, Software und externe Dienstleistern müssten Versorgungsunternehmen zukünftig höchste Anforderungen stellen. Bereits die Ebene der Zähler und Geräte muss auf dem aktuellen Stand der Technik sein, um eine Mindesthürde gegen Angriffe zu bieten.

„Es ist unverzichtbar, Kunden- und auch Energiedaten in einer sicheren und ständig überprüften und überwachten Umgebung zu verwalten und kontinuierlich zu sichern. Ebenso ist eine parallele Speicherung der Daten notwendig, um einen lokalen Datenausfall zu überstehen. Das sind im Grunde keine neuen Themen. Sie bekommen jedoch in der Energiewirtschaft und in der Arbeit mit den Verbrauchern mit der Verpflichtung zur monatlichen Auswertung eine deutlich höhere Relevanz als bei einer jährlichen Rechnungslegung“, sagt Thomas Nickel.

Material verfügbar halten

Versorgungsunternehmen müssten rasch handeln, um die Verfügbarkeit von Material sicherzustellen. Die langanhaltende Pandemie habe zu einem aktuellen Engpass bei technischen Komponenten geführt. Produktionsbedingungen hätten sich weltweit erschwert und Prozessaufwendungen erhöht. In der Folge ist der Output bei elektronischen Bauteilen wie Chips für die Sensorik gesunken, aber auch bei Rohstoffen wie Holz und Stahl. Gleichzeitig steigt die Nachfrage aufgrund aufgestauter Investitionen oder gesetzlicher Rahmenbedingungen wie der EED. Wie gravierend die Auswirkungen sind, wird vielen Unternehmen erst allmählich bewusst.

„Diese Lage wird mindestens noch das ganze Jahr 2022, eventuell sogar bis 2024 bestehen bleiben. Denn eine Erhöhung der Kapazitäten, etwa durch den Bau neuer Produktionsstätten für die Chipherstellung, dauert ein Jahr oder länger. Die Lösung für Unternehmen liegt darin, frühzeitig zu planen und sich die benötigten Komponenten langfristig zu sichern“, so Nickel.

Flexibel durch Technologieoffenheit

Bei alledem sollten Versorgungsunternehmen offenbleiben, um die ideale Technologie für die jeweilige Anforderung einsetzen zu können. So sieht die FFVAV zahlreiche Bedingungen für die Verbrauchserfassung vor. Die Geräte müssten etwa interoperabel sein und dem Stand der Technik entsprechen. Die Interoperabilität lässt sich derzeit bei den gängigen Metering-Technologien wie LoRaWAN, NB IOT und auch wM-Bus (OMS) problemlos erreichen.

„Es empfiehlt sich beim Smart Metering Zähler und Kommunikation getrennt zu betrachten, um technologieoffen zu sein. So bleiben Versorger flexibel und können sich zukünftigen Anforderungen anpassen und Chancen nutzen. Zum Beispiel können reine Kommunikationsmodule in vielen Zählern – auch nachträglich – eingesteckt werden. Je nach aktuellem Zielszenario kann man die entsprechende Technologie anwenden“, erklärt Nickel. Auch wenn die Zyklen der Kommunikationstechnologien kürzer sind als zehn Jahre , sei es wichtig, „weit vorausschauend zu planen und trotzdem anpassungsfähig zu bleiben. Noch viel wichtiger ist allerdings, jetzt zu handeln“, ergänzt Nickel.