Georgien im Kaukasus rüstet sich, um künftig nicht nur als Transitland für Gastransporte aus Aserbaidschan oder dem Iran nach Europa zur Verfügung zu stehen.Bedeutende Gasfunde im Osten des Landes von der US-amerikansichen Explorationsgesellschaft Frontera Resources geben Anlass, sich als Gaslieferant für die Europäer selbst ins Spiel zu bringen, zumal der Südliche Gaskorridor die betreffenden Gasblöcke im Becken des Kuraflusses an der Grenze zu Aserbaidschan passiert. So sieht es Frontera-Chef Steve C. Nicandros, berichteten jüngst Medien im Februar 2016. Sein Unternehmen schätzt die Vorkommen auf bis zu knapp 5000 Milliarden Kubikmeter Gas. Im letzten Dezember war hier die Rede von fast 4000 Milliarden Kubikmeter Gas. Nicandros zufolge kann Georgien in fünf Jahren zum Gasexporteur werden. Das ändere die Spielregeln in der Region unter den Gaslieferanten. Die Türkei und osteuropäische Länder könnten beliefert werden.
Georgien auf der Route nach Europa
Der Südliche Gaskorridor erstreckt sich vom Shah Deniz 2 Gasvorkommen im Kaspischen Meer in Aserbaidschan 3500 Kilometer weit bis nach Italien.
Der erste Festlandsabschnitt von der Küste am Kaspischen Meer über Aserbaidschan und Georgien an die türkische Ostgrenze baut auf der bestehenden fast 700 Kilometer langen Südkaukasus-Gaspipeline auf. Ihre Transportkapazität soll nach Angaben des britischen Ölkonzerns BP auf 20 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr verdreifacht werden. Denn 6 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Kaspischen Meer sind für die Türkei ab 2018 und 10 Milliarden Kubikmeter Gas für Europa ab 2020 vorgesehen. Am Konsortium der Südkaukasus-Gasleitung ist BP zu 28,8 Prozent, Aserbaidschans Nationale Ölgesellschaft Socar zu 16,7 Prozent, der russische Ölförderer Lukoil, die iranische Ölgesellschaft NICO zu je 10 Prozent, die malaiische Petronas zu 15,5 und die türkische TPAO zu 19 Prozent beteiligt. Von der türkischen Ostgrenze soll das Gas über die Transanatolische Gasleitung Tanap in die Türkei bis an die Westgrenze des Landes transportiert werden. Dort soll die Transadria-Anschlussleitung den Weitertransport über Griechenland, Albanien durch die Adria nach Italien übernehmen. Diese Exportroute hat jetzt Georgen wie der Iran auch im Visier.