Start Europa Die Türkei am Pranger und zugleich Transportbrücke

Die Türkei am Pranger und zugleich Transportbrücke

Transportbrücke Türkei
Quelle: TAP

Steht die Türkei am Pranger, da sie vor der Küste Zyperns Erkundungen von Gasvorkommen vornimmt und mit Sanktionen rechnen muss, ist das einstige europäische Vorzeigeprojekt zur Diversifizierung von Gastransportrouten auf der Zielgeraden. „Nach fast viereinhalb Jahren seit Baubeginn ist die Trans Adriatic Pipeline im Wesentlichen fertiggestellt“, teilte das TAP-Konsortium am 12. Oktober 2020. In die TAP-Pipeline sei Erdgas eingespeist worden. Nach letzten Tests soll die Aufnahme des Regulärbetriebs Mitte November erfolgen.

Ob Europa das feiert, ist eine schwierige Frage, kommt doch das Gas aus Aserbaidschan zum Weiterleiten durch die TAP über Griechenland, Albanien durch die Adria nach Süditalien über die Transnatolische Gasleitung Tanap an der türkischen Westgrenze an. Die Tanap führt 1850 Kilometer von Ost nach West quer durch die Türkei und ist das längste Stück vom über 3000 Kilometer langen Südlichen Gaskorridor, der vom Kaspischen Meer in Aserbaidschan nach Puglia in Süditalien reicht.

Türkei als Transportbrücke

Die Tanap ist auf eine Transportkapazität im Jahr von 16 Milliarden Kubikmeter Gas ausgelegt. 6 Milliarden Kubikmeter sind für die Türkei veranschlagt. 10 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr sind für Europa vorgesehen. Auch nach Bulgarien lässt sich davon Gas liefern. Eine Gasleitung von Albanien bis nach Kroatien an der Küste ist dazu geplant.

Der Gesang um Nabucco, wie das damalige Vorgängerprojekt hieß, findet mit der Inbetriebnahme des Südlichen Gaskorridors einen glücklichen Abschluss. Wie Europa das würdigt, und wie Medien dies in die Welt hinaustragen, ist unter den gegebenen Umständen ein spezielles Unterfangen.

Am TAP-Konsortium sind die britische BP, Aserbaidschans Öl- und Gasgesellschaft SOCAR und der italienische Fernleitungsnetzbetreiber Snam zu je 20 Prozent beteiligt. Über 19 Prozent verfügt der belgische Netzbetreiber Fluxys. Spaniens Enagás hält 16 Prozent und die Schweizer Axpo den Rest.