Start Erneuerbare Energien Energiewende auf die Überholspur bringen

Energiewende auf die Überholspur bringen

Quelle: IRENA

Wie sich die Energiewende beschleunigen lässt, um den CO2 Netto-Null Wettlauf zu gewinnen, ist Gegenstand des aktuellen World Energy Transitions Outlook der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Ihn stellte Francesco La Camera, Generaldirektor von IRENA, beim Berliner Energiewende-Dialog am 16. März 2021 vor.

Zu den zentralen Ergebnissen im Outlook zählt, dass bewährte Technologien für ein Energiesystem mit Netto-Null-Emissionen bereits weitgehend vorhanden sind. Bei 90 Prozent aller Dekarbonisierungslösungen von Direktversorgung mit kostengünstigem Strom, Effizienz und Elektrifizierung im Endverbrauch bis grünen Wasserstoff herrschten im Jahr 2050 Erneuerbare Energien vor. Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -entfernung in Kombination mit Bioenergie sorgten für eine CO2-Einsparung auf dem „letzten Kilometer“ zu einem Netto-Null-Energiesystem.

Schmaler Grad für die Energiewende

Mit Blick auf 2030 erklärt La Camera: „Das Zeitfenster, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimapaktes zu erreichen, schließt sich schnell. Jüngste Trends zeigen, dass die Kluft zwischen dem Punkt, an dem wir sind, und jenem, an dem wir sein sollten, nicht schmäler, sondern breiter wird. Wir bewegen uns in die falsche Richtung. Der World Energy Transitions Outlook zeigt Optionen auf, die wir auf der schmalen Gradwanderung zum 1,5°C-Ziel haben. Ein bedeutsamer Richtungswechsel braucht eine drastische Beschleunigung der Energiewende. Zeit ist dabei der wichtigste Parameter, um den Erfolg unsere Anstrengungen zu messen.“

Der IRENA-Fahrplan zum 1,5°C-Ziel geht von einer Verdreifachung des globalen Stromverbrauchs bis 2050 aus, in dem erneuerbare Energien dominieren. Gleichzeitig nimmt laut Outlook der Verbrauch fossiler Brennstoffe bis dahin um mehr als 75 Prozent ab. Dabei werde der Öl- und Kohleverbrauch am stärksten schrumpfen. Erdgas dürfte um 2025 seinen Höhepunkt erreichen und bis 2050 der größte verbleibende fossile Brennstoff sein.

Strom wird dem Outlook zufolge dann Hauptenergieträger sein.  Die Kapazität der erneuerbaren Energien werde sich im gleichen Zeitraum mehr als verzehnfachen und der Verkehr mit einem Anstieg um das 30-Fache die höchste Elektrifizierung erfahren. Fast 70 Prozent der Senkung von CO2-Emissionen im Verkehr ließen sich durch direkte und indirekte Elektrifizierung erreichen.

Grüner Wasserstoff soll sich 2050 als eine der Hauptquellen für die Stromerzeugung herauskristallisieren und 30 Prozent des Gesamtverbrauchs ausmachen. Bioenergie in Kombination mit Technologien zur Kohlenstoffentfernung (BECCS) werde für die Industrie ein zentraler Faktor, um angesichts eines begrenzten Kohlenstoffbudgets für 1,5 C „negative Emissionen“ zu erzielen.

Investitionen müssen grün sein

Damit der Fahrplan der IRENA aufgeht, müssten Finanzmärkte Kapital weg von fossilen Brennstoffen und hin zu nachhaltigen Anlagen wie erneuerbaren Energien verlagern. Von etwa 4,6 Billionen US-Dollar für kohlenstoffrelevante Sektoren wie Landwirtschaft, Industrie, Abfallwirtschaft, Energie und Transport in Konjunkturpaketen seien weniger als 1,8 Billionen US-Dollar grün.

Doch müssten die grünen Investitionen bis 2050 um 30 Prozent über geplante Investitionen auf insgesamt 131 Billionen US-Dollar steigen. Das entspricht durchschnittlich 4,4 Billionen US-Dollar pro Jahr. Die IRENA geht davon aus, dass solche Investitionen pro Million Dollar fast dreimal mehr Arbeitsplätze schaffen würden als fossile Brennstoffe. Konsistente politische Rahmenbedingungen sollen Bedenken hinsichtlich einer fairen und gerechten Wende ausräumen.