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Großes Chaos an deutschen Ladesäulen

Ergebnisse des ersten Ladesäulen-Checks in einer Infografik, Ladesäulenpreise, spontanes Laden nach Ladesäulenbetreiber
Quelle: LichtBlick

„Das Chaos an Deutschlands Ladesäulen ist gewaltig. Intransparente Stromtarife und Zugangshürden schrecken Verbraucher ab. Selbst die Experten benötigten für unsere Untersuchung mehrere Tage, um die Tarife und Preise der verschiedenen Betreiber vergleichen zu können. Mit diesem System ist die Verkehrswende zum Scheitern verurteilt“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick im Juli 2017 zum ersten großen Ladesäulen-Check in Deutschland. Experten vom Recherche- und Marktforschungsunternehmen statista untersuchten stichprobenartig im Auftrag von LichtBlick rund 80 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen. Die Untersuchung ergab, dass das Stromtanken an öffentlichen Ladesäulen für Fahrer von Elektroautos kompliziert und häufig zu teuer ist. In der Spitze zahlen sie für eine Reichweite von 100 Kilometern inklusive einmaliger Gebühr bis zu 25 Euro. Die komplexen Tarifstrukturen sind für Verbraucher kaum zu durchschauen. Bei acht der 11 untersuchten Ladesäulen-Betreiber ist zudem kein spontanes Laden ohne vorherige Anmeldung möglich.

Kostspielige Preise an Ladesäulen

Ein Grund für das teure Laden ist laut Untersuchung, dass die meisten Ladesäulenbetreiber nicht nach Verbrauch abrechnen, sondern nach Ladezeit. Folglich ergeben sich umgerechnet auf den Preis pro Kilowattstunde oft deutlich höhere Preise als für Haushaltsstrom. Demnach kostet die Kilowattstunde Ladestrom beim größten deutschen Ladesäulenbetreiber, innogy, der vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet Stromtankstellen betreibt, 66,9 Cent. Bei der EWE, deren Ladesäulen sich im Elbe-Weser-Ems-Gebiet befinden, schlägt die Kilowattstunde mit 52,7 Cent zu Buche, bei den Stadtwerken München sind es 47,3 Cent und bei Allego/The New Motion in Berlin 32,2 Cent. Diese Tarife sind somit deutlich teurer als Haushaltsstrom mit durchschnittlich 29 Cent je Kilowattstunde. Besonders kostspielig ist das Laden an den Säulen von EnBW im Raum Stuttgart, da hier neben einem Kilowattstundenpreis von 32,4 Cent eine einmalige Registrierungsgebühr von 20 Euro anfällt. Als Berechnungsgrundlage dienten jeweils die Kosten pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem Nissan Leaf (ca. 16 kWh) an einem AC-1-Anschluss mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt. Ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung wurden berücksichtigt.

Transparenz an Ladesäulen

Deswegen tritt LichtBlick für eine radikale Umkehr beim Ausbau der Ladeinfrastruktur ein. „Künftig muss jeder Kunde seinen Haushaltsstrom-Tarif an jeder öffentlichen Ladesäule tanken können. Das ist transparent und verbraucherfreundlich“, fordert Lücking. „Dazu sollten die Strom-Zapfsäulen dem Netz zugeschlagen werden, jeder Stromanbieter soll seine Tarife an jeder Ladesäule anbieten können. Nur so kann auch die regionale Monopolstellung einzelner Betreiber konsequent verhindert werden.“ Wie die Untersuchung außerdem zeigt, ist spontanes Stromtanken bei drei von elf Ladesäulenbetreibern möglich (innogy, EWE, Mainova). Für Elektroautos ist das ein weiteres Hindernis für den Zugang zu den Ladesäulen. Darüber hinaus ergab ein Praxistest in Hamburg, dass beim Laden an öffentlichen Säulen auch noch versteckte Kosten anfallen können. „Wählt der E-Autofahrer an einer Säule von Stromnetz Hamburg das Zahlen per SMS, so zahlt er hierfür zusätzlich einen Starttarif von 1,73 Euro sowie einen festen Aufschlag von 12,5 Prozent auf den Gesamtbetrag als Servicegebühr“, so LichtBlick hierzu.

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