Uniper, der Schifffahrtsdienstleister Liberty Pier Maritime Projects und das Ingenieurbüro SDC Ship Design & Consult wollen grünes Methanol im Markt etablieren. Dafür gründeten die drei Unternehmen die Green Methanol Cooperation (GMC), teilte Uniper jüngst im März mit. Diese soll „die infrastrukturelle und logistische Basis für eine Versorgung mit Methanol in Europa erarbeiten und die entsprechenden schiffstechnischen Voraussetzungen schaffen.“ Mittelfristiges Ziel sei die Etablierung von Schiffen, die grünes Methanol in den Motoren verbrennen können. Im Fokus ständen zunächst Schiffsgrößen der europäischen Küstenfahrt im Bereich von 5.300 und 8.300 Tonnen Tragfähigkeit sowie Containerfeeder.
Flüssig, sauber und biologisch abbaubar
Da für die Herstellung Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und CO2 aus der Atmosphäre über biologische Einsatzstoffe oder direkte Luftabscheidung (Direct Air Capture) genutzt wird, sei grünes Methanol in der Gesamtbetrachtung emissionsfrei. Im Vergleich zu grünem Wasserstoff sei es besser zu transportieren und zu lagern, da es bei Umgebungstemperatur und -druck flüssig sei. Dazu verbrenne es sauber und sei biologisch abbaubar.
David Bryson, COO Uniper SE erklärt: „Die Bereitstellung und Nutzung von grünem Methanol als Treibstoff für die maritime Industrie ist ein konsequenter Schritt bei der Umsetzung unserer Wasserstoffstrategie im großen Rahmen unserer Dekarbonisierungsanstrengungen. Mit Liberty-Pier und SDC haben wir zwei erfahrene und kompetente Partner der maritimen Industrie gewonnen, die mit uns gemeinsam grünes Methanol als maritimen Treibstoff im Markt etablieren wollen.“
In der Kooperation haben sich die Unternehmen nicht nur eine vollständige Digitalisierung, sondern auch eine transparente Zusammenarbeit auf die Flagge geschrieben, um das Projekt entsprechend der Poseidon Principals und ESG-Grundsätze schnell voranzutreiben. Die drei Partner gehen davon aus, dass grünes Methanol in der Zukunft eine wichtige Rolle als maritimer Brennstoff spielen wird.
Reduktionsziele in der Schifffahrt
Wie groß die Herausforderungen des Klimawandels für die maritime Industrie sind, zeigen die weltweiten CO2-Emissionen im Schiffsverkehr. Sie betrugen laut einem Bericht des International Council on Clean Transportation ICCT von 2017 rund 932 Mio. t im Jahr 2015. Dementsprechend legte die International Maritime Organisation IMO ein Reduktionsziel von 70 Prozent bis 2050 im Vergleich zu 2008 fest. „Die für die Schifffahrt formulierten Ziele zur CO2-Reduktion können kurzfristig und von der Technik her wirtschaftlich an Bord umgesetzt werden – mit grünem Methanol als Brennstoff“, bekräftigt Michael Wächter, Geschäftsführer von SDC.
Mit grünem Methanol ließen sich erhebliche CO2-Emissionen vermeiden. „Dieser Technologiepfad würde die Steamcracker, die fossiles Erdgas und Erdöl einsetzen, überflüssig machen“, ist in einer Studie von Energy Brainpool vom Dezember 2020 nachzulesen. Zugleich wäre der Wasserstoff- und damit auch der Strombedarf der Elektrolyseure enorm. Batterien böten im Seeverkehr keine Alternative. „Der direkte Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff ist möglich, aber aufwendig. Stattdessen könnte der Wasserstoff mit überschaubarem Aufwand in Treibstoffe wie Ammoniak weiterverarbeitet werden. In der Binnen- und Küstenschifffahrt können Brennstoffzellen allerdings eine effizientere Lösung darstellen als Power to Liquid-Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren.“
Dass Powerfuels besonders in schwer zu elektrifizierenden Sektoren wie Luft- und Seefahrt sowie als Ersatz für aktuell aus fossilen Ressourcen gewonnenen Prozessrohstoffen nötig sind, ist das Ergebnis der Studie Powerfuels in a Renewable Energy World. Die Studie führte die Deutsche Energieagentur dena für die Global Alliance Powerfuels (GAP) und die finnische LUT Universität durch und legte sie im Dezember 2020 vor.
Zugrunde liegt der Studie „ein Transformationsszenario eines globalen Energiesystems, das im Jahr 2050 im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris vollständig aus erneuerbaren Energiequellen besteht.“ Je nach Anwendungsart werden sich laut Studie unterschiedliche Powerfuels mit spezifischen Eigenschaften am internationalen Markt etablieren, darunter Methanol, Wasserstoff, Methan, Ammoniak und nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren produzierte flüssige Energieträger.