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Klimaschutz in Baden Württemberg

Quelle: KEA BW

Ein aktueller Statusbericht enthält Zahlen und Fakten zum kommunalen Klimaschutz in Baden Württemberg. Das Umweltministerium veröffentlichte den Bericht im Oktober 2020. Erstellt hat ihn die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, kurz KEA BW. Der Bericht informiert über erfolgreich umgesetzte kommunale Klimaschutzaktivitäten. Zugleich verweist er darauf, wo noch Nachholbedarf besteht.

Netzwerk und Förderprogramm

Bereits Ende 2015 schlossen die Landesregierung und die kommunalen Landesverbände das „Klimaschutzpakt Baden-Württemberg“. In unterstützenden Erklärungen bekräftigten 223 Städte und Gemeinden sowie 26 Landkreise, dass sie im Klimaschutz aktiv sind und ihr Engagement verstärken möchten. Kleine Kommunen beteiligen sich zahlenmäßig weniger stark daran. Dazu ist im Ländle ein nahezu flächendeckendes Netzwerk aus 33 regionalen Energieagenturen aktiv. 177 Städte und Gemeinden sowie 23 Landkreise unterstützen diese Energieagenturen mit einem direkten Beitrag von mindestens zehn Cent pro Einwohner und Jahr.

Zu einem effizienten Hebel zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen etablierte sich laut KEA BW seit 2006 das Förderprogramm Klimaschutz-Plus. Auf dieser Grundlage wurden  investive Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden rund 2.200 Vorhaben mit etwa 79 Millionen Euro Förderung unterstützt. Ebenfalls sind nichtinvestive Maßnahmen wie Schulprojekte, Schulungs- und Beratungsangebote Gegenstand von Förderungen. Hierzu zählt auch die Teilnahme am European Energy Award oder die Einführung eines kommunalen Energiemanagements.

Energieeinsparpotenziale aufspüren

Einen Schwerpunkt bilden beim Klimaschutz in Baden Württemberg Energieeinsparpotenziale. Mit Hilfe eines  kommunalen Energiemanagement (KEM), das die Energieverbrauchsdaten aller Liegenschaften der Kommune erfasst, lassen sich diese anzapfen. Rund ein Drittel der Städte und Gemeinden im Land bewirtschaften ihre Liegenschaften dem Bericht zufolge dadurch effizient. Vor allem mittelgroße bis große Kommunen und Landkreisverwaltungen profitierten davon. Für sie empfehle sich die Nutzung des kostenlosen Online-Werkzeugs Kom.EMS. Kleine Kommunen sollten sich dagegen an einem kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk beteiligen.

Energieeffiziente Wohngebäude

Eine qualifizierte Energieberatung ist in Baden Württemberg günstig zu haben. Die Grundlage dafür bilden das Landesprogramm Zukunft Altbau und das Netzwerk der regionalen Energieagenturen. Diese kooperieren mit freien Energieberatern und der Verbraucherzentrale. Auf ihr gemeinsames Betreiben hin flossen knapp 20 Milliarden Euro Fördermittel zwischen 2008 und 2018 aus den KfW-Programmen „Energieeffizient Bauen/Sanieren für Wohngebäude“ nach Baden-Württemberg. Damit konnten rund 22.000 Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Das entspricht pro Jahr rund 0,95 Prozent der Wohngebäude, die teils oder umfassend saniert worden sind. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsste dieser Wert auf jedoch mindestens zwei Prozent pro Jahr steigen. Förderlich wären außerdem möglichst anspruchsvolle Energiestandards bei Neubauten und Sanierungen.

Bewährt hat sich in der Gebäudesanierung auch das Energiespar-Contracting, bei dem sich die Investitionen aus den nachgewiesenen Einsparungen refinanzieren. Dies ist ein attraktives Modell für Vorhaben, die die Energieeffizienz verbessern, und eine erprobte Alternative zur Umsetzung dieser Maßnahmen in Eigenregie bietet. Mit Begleitung der KEA-BW konnten baden-württembergische Kommunen etwa 50 Einspar-Contracting-Projekte mit mehr als 100 Millionen Euro Investitionen realisieren. Angesichts des derzeitigen Investitionsstaus an öffentlichen Gebäuden, insbesondere an Schulen, sieht die KEW BW auch mit Blick auf das Erreichte noch viel Luft nach oben. 

Viel Platz auf Dächern für Solarstrom

Ebenso hat die Photovoltaik nach den Ergebnissen im Bericht in allen Landkreisen noch reichlich Wachstumspotenzial. Auf lediglich 15 Prozent der Dachflächen seien Solarzellen installiert. Diese erzeugten im Schnitt rund 490 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Einwohner.  Die Sonnenenergie decke somit einen Beitrag von über neun Prozent an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg ab. Das Umweltministerium fördere im Rahmen der Solaroffensive des Landes seit 2018 regionale Photovoltaik-Netzwerke und deren landesweite Koordination. Für die Nutzung von Photovoltaik konstatiert der Bericht regional ein sehr ungleichmäßiges Bild.

Wärmewende ohne fossile Energien

Wärmenetze gelten als wichtiger Baustein in der Wärmewende. Sie ermöglichen eine effiziente und kostengünstige Versorgung von Gebäuden mit einem hohen Anteil von Wärme aus Erneuerbaren Energien, Kraft-Wärme-Kopplung, industrieller Abwärme oder Abwasserwärme. Jede zweite baden-württembergischen Kommune verfügt bereits über mindestens solch ein Wärmenetz. Insbesondere treiben in Baden Württemberg 150 Stadtwerke und 146 Bürgerenergiegenossenschaften die Transformation des Energiesystems voran.

Klimafreundliche Mobilität

Ebenso legten auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität viele baden-württembergische Kommune bereits ein gutes Stück Strecke zurück. 50 von ihnen führten einen Fußverkehrscheck durch. Etwa zehn Prozent der Wege werden im Durchschnitt mit dem Fahrrad zurückgelegt. In manchen Städten sind es auch deutlich mehr. 252 Kommunen bieten Carsharing an. Der Bestand an Elektroautos ist zwar noch sehr klein (nur 0,24 Prozent von 8,11 Millionen Fahrzeugen sind reine Elektroautos), aber die Ladeinfrastruktur ist mit 3.404 Ladepunkten schon gut ausgebaut. Aktuell erproben 15 Modellkommunen im Rahmen des Förderprojekts „Kompetenznetz Klima Mobil“ hochwirksame Maßnahmen, um den motorisierten Individualverkehr  beispielsweise durch Parkraummanagement oder Verkehrsberuhigung einzuschränken.