Grünes Methanol kann nach Ansicht von Erfinder, Unternehmer und Visionär Frank Obrist alle fossilen Brennstoffe weltweit ersetzen. Den Kraftstoff aus Sonnenenergie stellte sein Unternehmen 2007 vor. In 15 Jahren soll dieser ebenso selbstverständlich sein wie heute Smartphones, und im nächsten Jahr erwartet Obrist dafür eine Weichenstellung.
Reif für den großen Industrieeinsatz
„Erneuerbare Energie, die aus Luft und Sonne gewonnen wird und so leicht transportiert und gespeichert werden kann wie fossile Brennstoffe – das ist keine Utopie, sondern ein technisches Konzept, das reif ist für den großindustriellen Einsatz“, erklärt der Gründer und CEO der deutsch-österreichischen Obrist Group den Plan, den seine Industriegruppe zur Herstellung von grünem Methanol als universellem Energieträger entwickelte.
Anders als elektrische Energie aus Wind und Strom ist Methanol bei Normaltemperatur flüssig, lässt sich in Behältern fast unbegrenzt speichern und über alle herkömmlichen Transportwege (Pipelines, Tankschiffe, Eisenbahnwaggons, Lastwagen etc.) leicht verteilen.
CO2-Staubsauger reinigt Atmosphäre
Im Produktionsverfahren wird der Umgebungsluft Wasser entzogen und mittels Solarenergie zunächst in Wasserstoff und dann in Methanol umgewandelt. Der Clou dabei ist, dass bei der Erzeugung des Methanols der Atmosphäre mehr CO2 entzogen als bei der späteren Verbrennung emittiert wird.
Das ganze funktioniert demnach wie ein CO2-Staubsauger, der die Atmosphäre von dem Kohlendioxid reinigt, das durch die Industrialisierung über Jahrzehnte hinweg emittiert wurde. Die Obrist Group spricht von aMethanol (Atmospheric Methanol) und nennt das Verfahren „sub-zero“, weil der CO2-Gehalt in der Atmosphäre gesenkt wird. Es gilt die Gleichung: CO2-negativ ist gleich Klima-positiv.
Grüner Kraftstoff ist kostengünstig
Dem gelegentlich geäußerten Gegenargument, dass die Herstellung von grünem Methanol nicht wirtschaftlich sei, hält Obrist entgegen: „Im Sonnengürtel der Erde ist Solarenergie beinahe kostenfrei zu haben. Wenn wir dort Methanolfabriken errichten, liegen die Kosten für diesen erneuerbaren Energieträger mit knapp 6 Cent pro Kilowattstunde deutlich unter allen fossilen Brennstoffen, und zwar auch dann, wenn man die Transportkosten dazurechnet“, sagt er.
Die deutsch-österreichische Industriegruppe plant, sogenannte Gigaplants, eine Art riesiger Solarparks zu errichten, die statt Strom grünes Methanol liefern. So sollen auf rund 280 Quadratkilometern Grundfläche knapp vier Millionen Tonnen Methanol im Jahr hergestellt werden. Dies entspricht auf Basis von heutigen Energiepreisen einem Umsatzvolumen von etwa 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Die jährlichen Betriebskosten beziffert die Unternehmensgruppe auf rund 340 Millionen Dollar, so dass ein Bruttogewinn von beinahe vier Milliarden Dollar im Jahr verbleibt. Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von kalkulierten 18,6 Milliarden Dollar wären demnach in weniger als fünf Jahren eingespielt. Das entspricht einer jährlichen Rendite auf die Kapitalkosten von über 21 Prozent entspricht. Mit 2.700 Gigaplants ließen sich fossile Energieträger Berechnungen zufolge vollständig ersetzen. Jede Gigaplant soll im Jahr netto mehr als 6,2 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen.