Kritik an gestiegenen Netzkosten

Ökostrom- und Ökowärmeanbieter Lichtblick übte Kritik am Flickenteppich im deutschen Stromnetz und damit einhergehenden hohen Netzkosten. Von den rund 880 Netzbetreibern versorgten 70 Prozent nicht einmal 30.000 Kunden. Diese Kleinstaaterei treibe die Kosten in die Höhe und bremse die Digitalisierung der Netze. „Die Bündelung des Netzbetriebs in 25 regionale Cluster wäre ein entscheidender Schritt hin zu mehr Kosteneffizienz und Innovation im Stromnetz“, erklärte Ralf Schmidt-Pleschka, Koordinator Energie- und Klimapolitik bei Lichtblick am 12. Oktober 2022.

Eine aktuelle Analyse von Lichtblick zu 880 deutschen Stromnetzbetreibern zeigt, dass Deutschlands Haushalte immer mehr Geld für das Stromnetz zahlen. Demnach stiegen seit 2015 die Netzentgelte im Durchschnitt um über 25 Prozent. Wer im Jahr 3.000 Kilowattstunden Strom verbrauche, zahle heute 47 Euro mehr für die Netznutzung als noch vor fünf Jahren. Die EEG-Umlage stieg im gleichen Zeitraum im Vergleich dazu um 9,5 Prozent bzw. 17 Euro pro Jahr.

Die Netzentgelte machen im Schnitt über ein Viertel des Strompreises aus. Folglich sind sie der größte Kostenblock auf der Stromrechnung eines Haushaltes. Mitte Oktober müssen Stadtwerke und Netzbetreiber die neuen Netzentgelte für 2021 bekannt geben. Laut LichtBlick droht in vielen Fällen eine weiterer Anstieg.

Preistreiber Netzkosten

„Die Netzentgelte sind der Preistreiber auf der Stromrechnung. Ihr enormer Anstieg in den letzten fünf Jahren ist gegenüber den Stromkunden nicht zu rechtfertigen,“ kritisiert Schmidt-Pleschka. „Es braucht dringend mehr Transparenz über die Verwendung der Gelder und eine Reform des viel zu teuren Netzbetriebs.“

Vom Anstieg der Netzentgelte seien seit 2015 Verbraucher in fast allen Regionen Deutschlands betroffen gewesen. Im Stromversorgungsgebiet des Versorgers Gelsenwasser hätten sich die Netzentgelte mehr als verdoppelt. Auch in Teilen von Bayern (plus 70,5 Prozent) und Sachsen (plus 54,8 Prozent) sowie in Hamburg (plus 44,3 Prozent), Schleswig-Holstein (plus 44,6 Prozent), Bremen (plus 36,1 Prozent), Stuttgart (plus 30,4 Prozent) erhöhten sich die Netzkosten überdurchschnittlich.