„Das E-Auto unterwegs zu laden, wird in Deutschland immer teurer“, ist das Fazit des Ökostromanbieters LichtBlick zum Ladesäulencheck 2024. Für die Analyse hat Statista im Auftrag von LichtBlick die Tarife führender Betreiber ausgewertet. Die Ergebnisse legte LichtBlick Ende April vor.
Fatale Entwicklung für Verkehrswende
Für jede geladene Kilowattstunde Strom müssten E-Mobilisten demnach an öffentlichen Ladesäulen durchschnittlich 55 Cent an Normalladepunkten berappen und sogar 66 Cent an Gleichstrom-Schnellladepunkten. Für eine Reichweite von 100 Kilometern (bei 20 kWh Stromverbrauch) fielen somit Kosten in Höhe von 11,10 Euro bzw. 13,11 Euro für eine Stromladung an. Verbrenner-Autos kosteten auf gleicher Strecke nur 10,38 Euro (bei sechs Litern Benzinverbrauch). „Klimaschädliches Tanken ist damit günstiger als Laden unterwegs.“
„Die Preise an den Tank- und Ladesäulen sorgen bei Autofahrerinnen und Autofahrern für Fehlanreize und fördern damit klimaschädliches Verhalten. Die Entwicklung ist fatal. Für die Verkehrswende ist der breite Umstieg von Verbrenner- auf E-Autos unerlässlich, ebenso wie verbraucherfreundliche Preise an öffentlichen Ladesäulen“, ordnet Markus Adam, Chefjurist von LichtBlick, die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung ein.
Tarife zum Laden unübersichtlich und unattraktiv
Die durchschnittlichen Preise pro geladener Kilowattstunde Strom sind laut LichtBlick im Vergleich zum letzten Ladesäulencheck weiter angestiegen. Die Differenz liegt bei 3 cent/kWh (AC) bzw. 4 cent/kWh (DC). Der Durchschnittspreis für Haushaltsstrom ist im selben Zeitraum indes gesunken. Eine ähnliche Tendenz lasse sich beim Fahrstrom unterwegs nicht erkennen.
Dazu machten die Zugangsbedingungen an öffentlichen Ladesäulen den Umstieg aufs E-Auto unattraktiv. Hier müssten E-Mobilisten insbesondere bei überregionalen Fahrten auf verschiedene Anbieter zurückgreifen, die unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten wie Ladekarte oder App anbieten. Daraus folg ein Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps, die Kundinnen und Kunden für den Startvorgang bereithalten müssten.
Das sogenannte Ad-Hoc-Laden mithilfe eines QR-Codes auf den Ladesäulen biete für E-Mobilisten keine zufriedenstellende Alternative. Die Preise seien teurer als für vertragsbasierte Fahrstromtarife, die E-Mobilisten mit den Anbietern direkt abschließen.
Lokale Monopolisten bestimmen Preise
„Ein Hauptgrund für die gestiegenen Preise an öffentlichen Normalladesäulen ist die Monopolbildung im Markt“, so LichtBlick. „Lokale Monopolisten haben über Jahre hinweg ihre hohen Anteile im Markt verfestigen können. Diese Monopolisten sind in der Regel die jeweiligen lokalen Energieversorger, die mit dem örtlichen Stromnetzbetreiber konzernrechtlich verbunden oder selbst Stromnetzbetreiber sind.“ Marktanteile der Monopole von über 80 Prozent bei Normalladepunkten stellten den Normalfall dar. In der Spitze sicherten sich Monopolisten bis zu 93 Prozent der Marktanteile in ihrer Region.
„Die Monopole im Normalladesäulenmarkt werden sich nicht von allein auflösen, der Markt benötigt dringend eine Reform. Darum schlagen wir bereits seit Jahren das Durchleitungsmodell vor. Die Folgen einer solchen Reform würden sich positiv auf die Preise für E-Mobilistinnen und E-Mobilisten auswirken“, sagt Adam. „Entsprechende Entwicklungen gab es etwa auch im Zuge der Liberalisierung der Bereiche Haushaltsstrom und Telekommunikation.“