Start Erneuerbare Energien Mit Blockchain und Speichern gegen Staus im Netz

Mit Blockchain und Speichern gegen Staus im Netz

Bildquelle: sonnen

Dezentrale Batteriespeicher, die mittels Blockchain-Technologie miteinander vernetzt sind, wollen der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Batteriespezialist sonnen einsetzen, um Stromengpässe im Netz zu managen. Auf diesem Weg könnten Haushalte in Zukunft selbst zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen und so helfen, die erneuerbaren Energien besser zu integrieren, teilten die Unternehmen zum Start ihres Pilotprojektes Anfang Mai mit. Ziel sei es, bei Engpässen im Stromnetz etwa die Abregelung von Windparks zu reduzieren. Der Strom soll indessen in vernetzten Heimspeichern von sonnen e-Services zwischengelagert werden, um ihn zur Verfügung zu haben, wenn er gebraucht wird. Das intelligente Lademanagement der Batteriespeicher passt sich individuell der jeweiligen Situation im TenneT-Netz an. Erneuerbare Energien ließen sich so in das Stromversorgungssystem besser integrieren.

Knackpunkt Blockchain

Die passende Blockchain-Lösung zum Pilotprojekt entwickelte IBM. Sie basiert auf Hyperledger Fabric, einer Blockchain Framework Anwendung, die zu den Hyperleger Projekten unter dem Dach der Linux Foundation gehört. Transparenz und Überprüfbarkeit von Transaktionen zwischen den Marktteilnehmern und eine einfachere Beteiligung von Anbietern dezentral verteilter Flexibilitäten an Dienstleistungen für den Übertragungsnetzbetreiber gelten bei TenneT als Vorteile dieser Blockchain-Lösung. Zudem sei eine schlankere Abwicklung möglich, die die Anforderungen des Netzbetreibers an Sicherheit und Genauigkeit der Daten und zusätzlich durch Zugriffsrechte die Anforderungen an Diskretion erfüllen. „Die Energiewende bedeutet mehr erneuerbare Energien auf allen Netzebenen. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Wir müssen es schaffen, die stark vom Wetter abhängige erneuerbare Stromproduktion flexibel zu steuern. Die Blockchain bietet uns hier neue Möglichkeiten, auch dezentrale verteilte Anlagen sicher und intelligent überregional aus einer Hand zu vernetzen. Das hilft uns, den Einsatz von netzstabilisierenden Maßnahmen wie die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen. Zukünftig müssen wir also weniger Windstrom wegwerfen, weil wir ihn nicht transportieren können“, erklärte Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung von TenneT.

Teilnehmer an der Blockchain

„Wir vernetzen bereits heute schon tausende Nutzer und Erzeuger von erneuerbaren Energien in unserer sonnenCommunity“, so Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei sonnen. „Die Zukunft der Energieversorgung wird jedoch aus Millionen von kleinen, dezentralen Stromquellen, Prosumern und Verbrauchern bestehen. Die Blockchain-Technologie ist der Schlüssel dazu, den massenhaften und gleichzeitigen Austausch all dieser Akteure untereinander überhaupt erst möglich zu machen. Damit ist sie das noch fehlende Bindeglied zu einer dezentralen und komplett CO2-freien Energiezukunft.“ Mit 6000 Kunden rechnet sein Unternehmen, deren Batteriespeicher in die Blockchain eingebunden werden könnten. Bei einer durchschnittlichen Speicherleistung von 4 Kilowatt ergibt sich eine Gesamtleistung von 24 Megawatt. Diese Größenordnung reiche, um die dementsprechenden Tests durchführen zu können, heißt es bei TenneT. Dabei ist für sonnen die Blockchain-Technologie der nächste Schritt in eine saubere und dezentrale Energiezukunft, und TenneT hält sie für den Türoffner in die Energiewelt von morgen.

Gegen Staus auf Stromautobahnen

„Mit diesem innovativen Projekt bieten wir den Bürgern die Möglichkeit, aktiv die Energiewende mitzugestalten.“ Projekte wie dieses würden den Netzausbau ergänzen und seien wichtige Bausteine der Energiewende, ergänzte Keussen: „Netzausbau, eine stärkere Nutzung von Daten zur Stromerzeugung und neue Flexibilitäten tragen gemeinsam dazu bei, dass wir das Stromnetz auch mit einem wachsenden Anteil an fluktuierendem Grünstrom sicher betreiben können.“ Wegen der zunehmenden dezentralen Einspeisung erneuerbarer Energien kommt es immer öfter zu Transportengpässen im Stromnetz. Um solche Staus auf den Stromautobahnen zu verhindern, greifen TenneT und die anderen Übertragungsnetzbetreiber in die Erzeugung von konventionellen Kraftwerken und von Erneuerbaren mittels Redispatch, Netzreserve, Windkraftabregelungen ein, so dass weniger Strom transportiert werden muss. 2016 lagen die Kosten für solche Maßnahmen bei ca. 800 Millionen Euro deutschlandweit. Ein großer Teil davon entfällt auf die Abregelung von Windanlagen. Insofern helfen intelligent vernetzte Speicher, netzstabilisierende Maßnahmen und Kosten zu begrenzen.

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