Die Netzentgelte machten mehr als ein Viertel des Strompreises aus und bildeten den größten Kostenblock auf der Rechnung für die Verbraucher, bestätigt eine aktuelle Analyse der Netzentgelte 25 großer regionaler Netzbetreiber. Diese legte Ökostromversorger LichtBlick im Oktober 2016 vor. Sie ermittelte einen Anstieg der Gebühren für den Stromtransport zum Jahreswechsel um rund 10 Prozent. Einem Durchschnittshaushalt entständen dadurch Mehrkosten von 23 Euro netto im Jahr. Vor allem stiegen damit die Leitungsgebühren für die Verbraucher erneut deutlich stärker als Umlage aus dem Erneuerbare-Energien Gesetz EEG. 20 der 25 in der Analyse untersuchten Netzbetreiber wollen zum 1. Januar 2017 ihre Gebühren erhöhen. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden zahle infolgedessen im nächsten Jahr 273 Euro netto für Netzgebühren. Im Vergleich dazu fielen für die gleichfalls höhere EEG-Umlage im nächsten Jahr 241 Euro netto an.
Anstieg der Netzentgelte höher als EEG-Umlage
Seit 2015 sind die EEG-Kosten LichtBlick zufolge um 25 Euro gestiegen. Dagegen hätten die Netzentgelte um 37 Euro angezogen. „Die Stromleitungen sind der Goldesel für Konzerne und Stadtwerke“, kritisiert Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick. „Im Schatten der Energiewende drehen die Netzmonopolisten seit Jahren kräftig an der Preisschraube. Die Bundesnetzagentur und die Regulierungsbehörden der Länder üben ihre Kontrollfunktion nicht konsequent aus und garantieren den Betreibern überhöhte Gewinne.“ Für LichtBlick sind die hohen Entgelte nicht allein durch den Netzausbau und die Energiewende zu erklären. Haushalte in Bayern, Norddeutschland, im Rhein-Main-Gebiet und im Osten der Republik seien besonders betroffen. Ebenso stiegen in den Metropolen die Gebühren deutlich. Verlange Stromnetz Hamburg einen Aufschlag von 18 Euro (8 Prozent), seien es in Berlin 27 Euro (14 Prozent) mehr.
Netzentgelte festigen Ergebnisse der Unternehmen
Spitzenreiter der neuen Preistreiberei sind laut Analyse die E.ON-Gesellschaften Bayernwerk mit 65 Euro bzw. 29 Prozent mehr, E.DIS (plus 66 Euro bzw. 19 Prozent) und Avacon (plus 48 Euro bzw. 19 Prozent) Wie wichtig die Renditen aus dem Netzbetrieb für die Unternehmen seien, zeigten der Börsengang von Innogy und ein Blick auf die Unternehmensergebnisse von RWE und E.ON. Bei E.ON steuerten die Netze rund die Hälfte zum gesamten Ergebnis bei, bei der RWE-Tochter Innogy seien dies zwei Drittel. „Hohe Netzentgelte mit staatlich garantierten Traumrenditen finanzieren den teuren Umbau der angeschlagenen Konzerne“, sagt Gero Lücking. „Auch die von der Bundesnetzagentur angekündigte zaghafte Kürzung der Netzrenditen ab 2019 ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“