Die Energiewende in Bayern verortet der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft VBEW „definitiv neben der Spur.“ Ergebnisse einer Studie von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) im Auftrag des Branchenverbandes fielen ernüchternd aus. „Bei keinem einzigen Indikator ist die Energiewende auch nur ansatzweise im Plan. Am plakativsten ist die Abweichung beim Zubau der Windkraft in Bayern. Nur rund 5 Prozent des erforderlichen Anlagenzubaus wurde im Jahr 2021 erreicht“, konstatierte der VBEW hierzu am 25. Juli 2022.
Energiewende in Bayern im Rückstand
Die erforderlichen Umbauraten wurden laut Studie im Jahr 2021 bei weitem nicht erreicht. Dies zeigt der folgende Überblick:
- Zubau Photovoltaikanlagen: ca. 40 Prozent (1.300 anstatt 3.260 MW)
- Zubau Windkraftanlagen: ca. 5 Prozent (25 anstatt 530 MW)
- Sanierung/Einbau Heizungsanlagen: ca. 50 Prozent (60.000 anstatt 118.000 Heizungen)
- Sanierungsrate Wohngebäude: ca. 40 Prozent (27.000 anstatt 65.000 Gebäude)
- Installation Großbatteriespeicher: ca. 2 Prozent (14 anstatt 835 MWh)
- Installation Großelektrolyseure: 0 Prozent (notwendig: 125 Stück)
- Zulassung Fahrzeuge mit nachhaltigem Antrieb: 13 Prozent (56.000 anstatt 447.000)
- Neue/ertüchtigte Umspannwerke: 16 Prozent (9 anstatt 55)
Klimaschutz eine Illusion
Aufgrund dessen forderte Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des VBEW: „Wir müssen uns dringend ehrlich machen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist das klimaneutrale Bayern bis 2040 eine Illusion, allenfalls eine Politikshow zur Beruhigung der Bevölkerung.“ Im letzten Herbst hatte die Staatsregierung das Bayerische Klimaschutzgesetz verabschiedet, das das klimaneutrale Bayern bis spätestens 2040 zum Staatsziel erhob und somit fünf Jahre eher als der Bund.
„Es muss schon noch ein gewaltiger Ruck durch dieses Land gehen. Die Umsetzung des klimaneutralen Bayern ist zwar eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aber die Politik ist natürlich besonders gefordert. Wenn die Bayerische Staatsregierung überehrgeizige Ziel ausruft, muss sie auch überehrgeizig bei deren Umsetzung sein – und nicht nur mit dem Finger gen Berlin zeigen. Der Bayerische Staat muss mehr Druck auf seine Gemeinden und Bürger ausüben. Uns läuft die Zeit davon“, warnte Fischer.
Mit jedem Jahr wird es schwieriger
Mit jedem Jahr der Zielverfehlung werde es schwieriger das Gesamtziel Klimaneutralität Bayern 2040 zu erreichen. Was in einem Jahr nicht geschafft worden sei, müsse in den nächsten Jahren aufgeholt werden. Noch sei die Klimaneutralität im Energiesektor ist bis 2040 zu erreichen. Hierfür muss man nur den Energieverbrauch deutlich reduzieren und den Zubau der erneuerbaren Energien entsprechend forcieren. „Da ist für jedes Mitglied in unserer Gesellschaft eine große Aufgabe dabei“, stellt Fischer die simple Regel für die Energiewende auf.
Handlungsbedarf zur Energiewende in Bayern
Zum Jahreswechsel 2022/2023 soll eine weiteren Studie der FfE für jeden Landkreis in Bayern den Handlungsbedarf aufzeigen. Der Landkreis Freising werde offenbar der letzte Landkreis in Bayern sein, der die Klimaneutralität schafft. „Derzeit weiß niemand, wie man das Energieverbrauchsmonster Flughafen im Erdinger Moos bei ehrlicher Analyse, d. h. bei Einbezug der getankten Kerosinmengen, jemals klimaneutral bekommen soll. Gott sei Dank sind da die Stromversorger schon viel weiter“, vergleicht Detlef Fischer das unterschiedliche Engagement der Wirtschaftszweige in den letzten Jahren.