Die Strom zu Gas-Anlage der Thüga-Gruppe in Frankfurt am Main eigne sich, nach Sekundär- nun auch Primärregelleistung bereitzustellen, meldete das Münchner Unternehmen Thüga am 13. Juni 2016. „Unsere Tests beweisen, dass die Strom zu Gas-Technologie in der Lage ist, Primärregelleistung zur Verfügung zu stellen“, so Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft. Dementsprechend habe im Mai 2016 die Thüga-Gruppe an ihrer Strom zu Gas-Anlage das Präqualifikationsprofil, den sogenannten Doppelhöckertest für Primärregelleistung, erfolgreich abgefahren. Bei dem Test wurde laut Thüga geprüft, ob die Anlage die Vorgaben für Regelgeschwindigkeit- und –genauigkeit erfüllt. Denn Primärregelenergie muss innerhalb von maximal 30 Sekunden vollständig erbracht werden und für mindestens 15 Minuten durchgehend zur Verfügung stehen. Außerdem durchlief die Anlage ein vorgegebenes Lastprofil, das die Frequenzschwankungen in einem realen Stromverteilnetz in sekundengenauer Auflösung widerspiegelt, um damit ein Einsatz der Anlage unter Praxisbedingungen zum Ausgleich von Frequenzschwankungen im Netz zu simulieren. „Mit diesen Erkenntnissen könnte die Strom zu Gas-Technologie künftig wirtschaftlicher werden, da die möglichen Erlöse für Primärregelleistung höher sind“, sagt Riechel. Für den Markt von Sekundärregelenergie hatte sich die Anlage bereits im Sommer 2015 präqualifiziert.
Unterschiede intelligent aussteuern
„In den zwei Jahren seit Inbetriebnahme unserer Strom zu Gas-Anlage haben wir die Praxistauglichkeit dieser Technologie belegt“, betont Riechel. 2013 war sie bundesweit die erste Anlage, die Strom mittels Elektrolyse in Wasserstoff umwandelt und in das Gasverteilnetz einspeist. Weltweit neu sei auch der Einsatz des PEM (Protonen-Austausch-Membran)-Elektrolyseurs in Kombination mit der Strom zu Gas-Technologie inklusive Einspeisung in das Gasverteilnetz gewesen, erklärt Phil Doran, Geschäftsführer ITM Power GmbH – dem Hersteller der Anlage. „Ein umfassender Belastungstest im vergangenen Jahr bescheinigte der Anlage einen Wirkungsgrad von über 70 Prozent (bezogen auf den Brennwert). Sie hat damit die Erwartungen der 13 Projektpartner der Thüga-Gruppe übertroffen. Darüber hinaus ist die Anlage smart grid-tauglich. Das heißt, mit Hilfe einer entsprechenden, neu entwickelten Echtzeit-Steuerung konnte sie in einem virtuellen Verbund mit weiteren Anlagen Unterschiede zwischen Stromerzeugung und –verbrauch intelligent aussteuern“, heißt es bei der Thüga. Diese Fähigkeit sei entscheidend, um die Strom zu Gas-Technologie zur Speicherung größerer Energiemengen einzusetzen, da sie ihrem Zweck erst dann gerecht werde, wenn sie automatisch auf sich ständig ändernde Bedingungen in der Erzeugung und beim Verbrauch reagiere. Für den Präsidenten des Verbandes Kommunaler Unternehmen VKU Ivo Gönner hat die Anlage „eine Vorbildfunktion für die Energiebranche, da die Projektpartner bereits heute die Einbindung der Strom zu Gas-Technologie in kommunale Verteilnetze demonstrieren und bei der Schaffung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen unterstützen.“