In Europa sind dem weltweiten Trend folgend schwimmende Solarstromanlagen auf dem Vormarsch. Sie entstehen vorzugsweise auf ungenutzten Gewässern wie Stau- und Baggerseen. „Aktuell noch als Nischentechnologie angesehen, bieten die Floating PV Anlagen großes Potential“, teilte hierzu der Veranstalter der Intersolar Europe Solar Promotion am 27. Februar 2020 mit. Weltweit sind Ende 2019 schätzungsweise Floating PV Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2 Gigawatt installiert. Laut der Weltbank besteht allein in Europa ein Potenzial von 204 Gigawatt Leistung, wenn 10 Prozent der künstlich angelegten Süßwasserflächen wie stillgelegte Braunkohlegruben genutzt werden.“ Auf der Intersolar Europe in München im Juni 2020 bilden daher schwimmende Solarstromanlagen einen eigenen Themenschwerpunkt
In den Niederlanden bei Zwolle installiert aktuell das bayerische Unternehmen BayWa r.e. auf einem Baggersee einen 24,7 Megawatt Solarpark. Nach der Fertigstellung wird dieser weltweit die größte schwimmende PV-Anlage außerhalb Chinas sein. Rund 73.000 PV-Module, 13 schwimmende Transformatoren und 338 Wechselrichter werden dafür verbaut. „In den vergangenen eineinhalb Jahren haben wir schwimmende Solaranlagen mit einer installierten Gesamtleistung von über 25 MWp realisiert und sind damit Europas führender Floating PV-Entwickler. Dank unseres großen Erfahrungsschatzes können wir diesen Solarpark nun in einer bisher einzigartigen Geschwindigkeit errichten“, erklärt Dr. Benedikt Ortmann, Global Director of Solar Projects bei der BayWa r.e. „In nur zwei Wochen haben wir 8 MW des Projekts fertiggestellt, zuletzt sogar bis zu 1 MW pro Tag. Durch die optimierten, immer kürzeren Bauzeiten sorgen wir dafür, dass der Ausbau der Erneuerbaren noch schneller vorangehen kann.“
Vorteile durch schwimmende Solarstromanlagen
Der schwimmende Solarpark wird zudem fast vollständig CO2-neutral errichtet. Die Baustelle ist aufgrund der genutzten Elektro-Baugeräte sowie Werkzeuge und Elektroboote, die über den ersten Teil des Solarparks und eine 600kW-Batterie vor Ort aufgeladen werden, weitestgehend autark. Außer der Nutzung von ungenutzten Flächen und den neuen Möglichkeiten, die sich für Besitzer künstlicher Gewässer ergeben, bieten schwimmende Solarstromanlagen noch weitere Vorteile gegenüber Freiflächenanlagen. So lassen sie sich einfacher installieren und haben höhere potenzielle Erträge dank des Kühlungseffektes des Wassers sowie niedrigere Betriebs- und Wartungskosten.
Benedikt Ortmann ergänzt: „Unsere Fähigkeit, Floating PV-Anlagen in so kurzer Zeit zu bauen, ist eine spannende neue Chance für ein Europa mit dem Ziel, bis 2050 CO2-frei zu sein. Dabei ist es besonders wichtig, dass auch die richtige und vor allem langlebige Technologie eingesetzt wird. Mit unserer Expertise und Innovationskraft haben wir ein maßgeschneidertes System für schwimmende Solaranlagen entwickelt, das die Erzeugung von erneuerbaren Energien auf künstlichen Gewässern – wie stillgelegten Steinbrüchen, Kies- und Sandabbauseen sowie Stauseen – ermöglicht.“
Schwimmsysteme für Solarparks
In Zusammenarbeit mit Zimmermann PV-Stahlbau entwickelte BayWa r.e. ein eigenes Floating-PV-System. Das patentierte Zim Float-System kann hohem Wind-, Wellen- und Schneelasten standhalten und weist eine sichere Struktur für den laufenden Betrieb und die Wartung auf. Nach dem geplanten Bauabschluss Ende2020 wird dies der vierte schwimmende Solarpark sein, den BayWa r.e. innerhalb von eineinhalb Jahren errichtete. Das Unternehmen realisierte bereits das nahe gelegene 14,5 MWp-Projekt in Sekdoorn, das 8,4 MWp-Projekt in Tynaarlo sowie die 2,1 MWp-Anlage in Weperpolder realisiert.
Die mit 17 MW bisher größte schwimmende Photovoltaikanlage Europas ging im letzten Oktober in Südfrankreich nahe Orange und Avignon in Betrieb. Sie umfasst 47 Hektar und befindet sich auf dem See eines stillgelegten Steinbruchs. Die Anlage verfügt über 47.000 PV-Module und ist mit dem Schwimmsystem Hydrelio® der neuesten Generation von Ciel & Terre ausgestattet. Hersteller und exklusiver Distributor dieses Schwimmsystems ist das französische Unternehmen Akuo. Gebaut hat diese erste Anlage der Energiedienstleister Bouygues Energies Services. Sie deckt den Stromverbrauch von 4.373 Haushalten ab.