Start Erneuerbare Energien Solarisierung gegen Stromlücke beschleunigen

Solarisierung gegen Stromlücke beschleunigen

Solarisierung forcieren
Quelle: EuPD Research, BSW, The smarter E Europe

Marktforscher warnen vor einer Stromerzeugungslücke, wenn die Solarisierung zu langsam erfolgt und Kohle- und Kernkraftwerke gleichzeitig vom Netz gehen. Bereits im Jahr 2023 fehlten 46 Terawattstunden. Nur mit einem forcierten Photovoltaik-Ausbau ließe sich die Versorgungssicherheit gewährleisten und die Klimaziele erreichen, warnen die Experten des Bonner Marktforschungsinstituts EuPD Research.

Als Auswirkung der Wirtschaftskrise durch die Corona Pandemie sehen die Marktforscher für 2020 zwar einen Rückgang der Nettostromnachfrage um vier Prozent auf knapp unter 500 Terawattstunden voraus. Aber Prognosen zur wirtschaftlichen Erholung ließen bereits 2021 einen steigenden Stromverbrauch der Wirtschaft erwarten, heißt es in der jetzt aktualisierten Studie zur Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg vom letzten Herbst.

Spätestens in drei Jahren werde die Stromerzeugung mit der anziehenden Stromnachfrage nicht mehr mithalten können, wenn Kernkraft- und Kohlekraftwerke den Betrieb einstellen und zu wenig Erzeugungskapazitäten aus Sonne und Wind bereit stehen. Trotz des stärkeren Zubaus von Windrädern in Nord- und Ostsee auf 20 Gigawatt in den kommenden zehn Jahren entstehe im Jahr 2023 eine Stromerzeugungslücke in Höhe von 46 Terawattstunden, die bis 2030 auf 77 Terawattstunden und 2040 sogar auf 130 Terawattstunden anwachse.

Photovoltaik-Ausbau verdreifachen

„Zur Vermeidung einer Stromerzeugungslücke muss der jährliche Photovoltaik-Ausbau von gegenwärtig rund 4 Gigawatt im Jahr bereits 2021 auf 8 Gigawatt verdoppelt und ab 2022 sogar auf 12 Gigawatt verdreifacht werden. Verbleibt hingegen der gesetzlich festgelegte Zubau für Photovoltaik bei 2,5 GW pro Jahr ergibt sich bereits in 2023 eine Stromlücke,“ erläutert Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer der EUPD Research, die Studienergebnisse. 

Barrieren gegen Solarisierung beseitigen

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft appelliert daher an die Bundesregierung, Ausbauziele nach oben anzupassen und alle solaren Marktbarrieren zu beseitigen. „Wer A sagt und zu Recht aus Atom- und Kohlekraft aussteigt und zugleich mehr Strom oder grünen Wasserstoff u.a. in der Mobilität sehen möchte, der muss jetzt auch B sagen und den Ausbau Erneuerbarer Energien beschleunigen“, so Körnig. 

Im Webinar PV, Speicher und E-Mobilität – So geht Energiewende im Post-Corona-Zeitalter der Innovationsplattform Smarter E Europe am 16. Juni stellt Körnig einen Sieben-Punkte-Plan zur forcierten Solarisierung vor. Dieser Fahrplan richtet sich auf die Verdreifachung des Photovoltaik-Ausbaus bis 2030, das Beseitigen von Markthindernissen für Solartechnologien, Vervielfachen von Speicherkapazitäten, Schaffen neuer und fairer Investitionsbedingungen, den diskriminierungsfreien Weiterbetrieb von PV-Anlagen, die seit über 20 Jahren in Betrieb sind und auf Potenziale für Mobilität, Wärme und industrielle Prozesse.

„Wir sind mitten in einem umfassenden Wandel der Energiesysteme. Dieser Transformationsprozess braucht dringend verlässliche und klare politische Rahmenbedingungen – nur dann entstehen für Industrie, Handwerk und Gewerbe neue Wachstumsmöglichkeiten und zukunftsfähige Geschäftsmodelle“, bekräftigt Markus Elsässer, Geschäftsführer von Solar Promotion und Initiator der Innovationsplattform für die neue Energiewelt The smarter E Europe. 

Mehr Wasserstoffkapazitäten zur Rückverstromung

In Summe hält EuPD-Geschäftsführer Ammon die Nationale Wasserstoffstrategie für einen ersten Schritt, die den Bedarf aus den Sektoren Mobilität und Industrie und den dafür nötigen Ausbau der Erneuerbaren Energien anerkennt. Allerdings berücksichtige sie nicht die Bedeutung von Wasserstoff bei der Speicherung und Rückverstromung, gibt er im Webinar zu Bedenken. Daher unterschieden sich die Zahlen zum Aufbau von Produktionsanlagen für Wasserstoff deutlich. Sind bis 2030 in der Strategie 5 Gigawatt und bis 2040 dann 10 Gigawatt Produktionsleistung veranschlagt, hält Ammon 20 Gigawatt bis 2030 und 60 Gigawatt bis 2040 Elektrolyseleistung für nötig.

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