30 Jahre nach der Kernschmelze beim Kernkraftwerk Tschernobyl soll im dortigen Ödland ein Solarkomplex entstehen. Dafür suche die Ukraine Investoren, weil sich im verstrahlten Sperrgebiet etwa 100 Kilometer nördlich von Kiew außer Sonne nichts ernten lasse. „Der Standort Tschernobyl hat wirklich ein gutes Potenzial für erneuerbare Energien“, sagte der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak in einem Bloomberg-Interview in London Ende Juli 2016. „Wir haben bereits Hochspannungsleitungen, die zuvor für das Kernkraftwerk genutzt wurden. Das Land ist sehr billig, und wir haben viele Menschen für die Arbeit in Kraftwerken geschult.“ Für den Solarkomplex von Tschernobyl erhielt das Umweltministerium bereits Interessenbekundungen von zwei Investitionsunternehmen aus den USA und vier kanadischen Energiegesellschaften. Bis Jahresende planten ukrainische Entwickler, Solarmodule mit einer Leistung von 4 Megawatt zu installieren.
Solarkomplex zur Konfliktlösung
Die Ausrichtung auf Solarenergie im Gebiet von Tschernobyl könne helfen, die Ukraine näher an die Europäische Union heranzubringen und dazu die öffentliche Meinung in den Konfliktzonen entlang der Grenze zu Russland zu beeinflussen, versicherte der Minister. „Wir haben Prioritäten, die den europäischen entsprechen, was bedeutet, die besten Umweltstandards und saubere Energieambitionen zu haben“, erläuterte hierzu Semerak. „Wir wollen ein erfolgreiches Land sein, das den Menschen in der Konfliktzone zeigt, dass das Leben in der Ukraine besser und bequemer ist.“ In Sachen Solarressourcen steht die Ukraine Bloomberg zufolge besser als Deutschland dar, so dass sich der Fokus auf erneuerbare Energien anbietet. Das anfängliche Solarziel der ukrainischen Regierung von 1 Gigawatt könne rund 1 Milliarde Euro kosten. Gespräche zur Finanzierung mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD liefen schon, seien aber noch in einem frühen Stadium.