Feiern die einen das Aus für Verbrennerfahrzeuge ab 2030 auf Grundlage des „Fit for 55“-Pakets der Europäischen Kommission, melden andere Zweifel an. So äußerte etwa Ferry M. M. Franz, Direktor Hydrogen Affairs Europe & Group Representative Office Berlin bei Toyota Motor Europe seine Sorge, „dass vor allem in Europa nun jeder aufhört und vergisst, die Verbrennungstechnologien weiterzuentwickeln. Wir hier in Europa mögen uns das leisten können, aber in weniger technologisierten und wirtschaftlich schwächeren Ländern werden dann in 10-20 Jahren nur noch Verbrenner mit einer 20-Jahre alten Technologie unterwegs sein.“ Das kann seiner Meinung nach nicht zielführend sein. Daher sieht Franz den Alleingang der EU „fast ein bisschen kontraproduktiv. Denn wir müssen die gesamte Thematik weiterdenken und nicht alles nur am Fahrzeug aufhängen“, so Franz im Interview mit Sabrina Wurzer vom E-Mobility-Spezialisten has to be im Juli 2021 weiter.
Auch die Emission in der Produktion und das Recycling müssten Teil der Kalkulation sein. „Die Herausforderung für Automobilhersteller liegt doch aber nicht nur in der Entwicklung von E-Fahrzeugen, sondern auch, wie die Fahrzeuge in Zukunft emissionsarm produziert und am Ende Ihres Lebenszyklus recycelt werden können. Wir haben beispielsweise schon eine Recycling-Quote von knapp 85 Prozent. Bei unserem Modell „Prius“ bewegen wir uns sogar in den 90er-Prozenten. Bisher aber ging das Spiel mit den E-Autos auch noch nicht ganz auf.
Klare Ansage für Verbrennerfahrzeuge
„Ein klares Auslaufdatum schafft bei Industrie und Verbrauchern Klarheit über den bevorstehenden Übergang und stellt sicher, dass die EU bei der weltweiten Markteinführung von Elektrofahrzeugen an der Spitze bleibt“, hält dem Philippe Vangeel, Generalsekretär vom europäischen Elektromobilitätsverband AVERE und Träger der Power2Drive Europe in einer Pressemitteilung des Messeveranstalters Solar Promotion am 19. August 2021 entgegen. Der Branchenverband will sich in Brüssel weiter dafür einsetzen, das Ausstiegsdatum auf 2030 vorzuziehen.
Zugleich verfolgen einige europäische Länder ambitioniertere Ziele als die EU. So sollen in Norwegen schon ab 2025 nur noch emissionsfreie Pkw und leichte Nutzfahrzeuge verkauft werden. In den Niederlanden müssen neue Busse ab 2025 emissionsfrei sein, ebenso wie neue Pkw ab 2030, berichtet das International Council on Clean Transportation (ICCT). Demnach verpflichteten sich Dänemark, Island, Irland und Schweden laut ICCT, den Verkauf oder die Zulassung neuer Verbrenner-Pkw im Jahr 2030 zu beenden. Großbritannien kündigte ein Verkaufsverbot klassischer Diesel- und Benziner-Pkw für 2030 an. Bei Ländern ohne Ausstiegsdatum wie Deutschland oder mit weit in die Zukunft gerichteten Zielen, wie Spanien mit 2040, ist gemessen daran Umdenken gefragt.