„Da ist noch viel Potential“, scheint ein geflügeltes Wort auf der 22. Internationalen Energie- und Umweltmesse und -konferenz ICCI in Istanbul im April 2016 zu sein. Veranstalter, Aussteller, Teilnehmer und Besucher sagen dies. Von über 400 Ausstellern im Jahr 2014 sind in diesem Jahr in drei Messehallen nicht ganz 300 mit einem Stand vertreten. Wegen Terrorgefahr und Sicherheitsbedenken seien Unternehmen aus China nicht angereist, sagt Alexander Kühnel von der Hannover Messe Türkei. Er und sein Team haben die ICCI in Istanbul organisiert und hoffen auf einen Ausbau dieser Veranstaltung, auf der der Anteil von Unternehmen der Wind- und Solarenergiebranche im Gegensatz zur gesamten Ausstellerzahl Kühnels Worten nach prozentual zugenommen hat. Darüber hinaus findet in diesem Jahr zeitgleich in Deutschland die Hannover Messe statt, so dass etwa das deutsche Unternehmen Wista Management mit seinem Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof, das im letzten Jahr an einem Gemeinschaftsstand mit der Potsdamer IHK in Istanbul ausstellte, nun mit Partnern auf der heimischen Industriemesse Innovationen präsentiert.
Potential für Wind- und Solarenergie
Im Vergleich dazu ist der deutsche Windkraftpionier in der Türkei, Enercon, sowohl in Hannover als auch in Istanbul unter den Energieausstellern präsent. Denn Windenergie hat im Vergleich zur Solarenergie im Land am Bosporus die Nase vorn. 5000 Megawatt installierte Leistung kann sie gegenüber mehr als 300 Megawatt installierter Photovoltaik-Leistung vorweisen. Doch ob das Ziel, bis zum Jahr 2023 die Leistung auf 20.000 Megawatt zu vervierfachen, erreichbar ist, darüber herrscht unter Vertretern von Windkraftunternehmen Skepsis. Zu lange dauere das Genehmigungsverfahren. Auch die aufkommende Solarbranche kämpft mit bürokratischen Hürden, um stärker Fahrt aufnehmen zu können. Finanzierung sei dagegen keine so große Hürde. „Großes Potential ist in der Türkei vorhanden.“ Es müsse nur genutzt werden, sind Unternehmens- und Verbandsvertreter der Wind- und Solarenergiebranche überzeugt. Für Giovanni Capussela von der italienischen Investmentberatung GF Greenercom ist die Türkei daher „derzeit der interessante Investitionsmarkt für erneuerbare Energien in Europa.“ Zenit Enerji hat als erstes Unternehmen in der Türkei ein Finanzierungspaket für 2 bis 200 Kilowatt starke PV-Dachanlagen aufgelegt. Für Windkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von 5 Gigawatt hat die türkische Regulierungsbehörde EMRA eine Genehmigungsrunde im kommenden Juni und Herbst angesetzt. Davon erwartet Enercon einen großen Pusch.