Start Erneuerbare Energien Windflaute und Ausbaubedarf in Baden-Württemberg

Windflaute und Ausbaubedarf in Baden-Württemberg

Quelle: Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg

Der Ausbaubedarf der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg ist groß, mit dem das Ausbautempo derzeit allerdings nicht Schritt hält. So kamen 2021 nach vorläufigen Zahlen 25 neue Windenergieanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 111 Megawatt und somit 15 Anlagen mehr als im Vorjahreszeitraum hinzu. Jedoch müssten  bis 2030 im Durchschnitt pro Jahr rund 100 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 530 Megawatt hinzu kommen. Darauf verweist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW). „Bei der Energiewende im Südwesten geht es nur mit Trippelschritten voran anstatt mit Siebenmeilenstiefeln“, kritisiert daher Jörg Dürr-Pucher von der Plattform EE BW zum Jahresbeginn.

Der Ausbau der Photovoltaik in Baden-Württemberg legte im vergangenen Jahr leider nicht zu. Bis Ende 2021 wurden lediglich 595 Megawatt installierte Leistung hinzugebaut. Dies sind rund 20 Megawatt weniger als im Vorjahreszeitraum. „Durch Nachmeldungen können sich die vorläufigen Zahlen aber noch etwas steigern. Viel mehr als im Jahr 2020 wird es aber nicht werden, schätzt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform EE BW. Nötig seien künftig durchschnittlich fast 2000 Megawatt pro Jahr bis 2030. Bei Wasserkraftwerken, Biogas- und Holzenergieanlagen sowie der Geothermie gab es 2021 ebenfalls keinen nennenswerten Ausbau. Dabei sind gerade diese nicht-volatilen Erneuerbaren für die Versorgungssicherheit relevant und sollten ebenfalls zugebaut werden.

Windflaute bereitet Sorgen

Vor allem die Windenergie im Südwesten bereitet Politikvertreterinnen und Politikvertretern sowie Fachleuten Sorgen. Der Trend geht aus ihrer Sicht zwar in die richtige Richtung. Für eine erfolgreiche Energiewende sei das aber deutlich zu wenig. Um die Ziele zu erreichen und den Stillstand der vergangenen Jahre auszugleichen, brauche es künftig einen dynamischen Zubau. In diesem Jahr müssten mindestens 50 neue Windenergieanlagen in Betrieb gehen. Bis 2025 müsse der Zubau auf 100 Anlagen pro Jahr steigen und auch danach seien weitere Zuwächse nötig. Grundlage der Berechnung ist, dass die Windenergieanlagen je vier bis rund fünf Megawatt Leistung aufweisen.

Dämpfer bei Ökostromerzeugung

Im Versorgungsgebiet des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW erzeugten Wind- und Solarenergieanlagen 8,6 Prozent weniger Strom als 2020. Da das Gebiet fast identisch mit Baden-Württemberg ist, geben die Zahlen hierfür eine verlässliche Aussage über den Anstieg der Solarstrom- und Windenergieerzeugung im Land. Vor allem die Windenergieanlagen wegen ungünstiger Wetterverhältnisse mit wenig Wind in den ersten Monaten 2021 erlebten einen starken Dämpfer.

Nach Zahlen aus der Datenplattform Energy-Charts des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE produzierten im Gebiet der TransnetBW Photovoltaikanlagen im vergangenen Jahr 6,28 Terawattstunden (TWh). 2020 waren es 6,24 TWh. Windenergieanlagen kamen 2021 zusammen auf eine Erzeugung von 2,75 TWh (2020: 3,13 TWh).

Ausbaubedarf bis 2040

Wind- und Solarenergie gelten als Eckpfeiler beim Ökostromausbau. An dem Ausbau der Erneuerbaren Energien führt kein Weg vorbei, wenn die Atom- und Kohlekraftwerke sukzessive vom Netz gehen. Eine Studie der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg vom letzten Herbst zeigt, wie viel Erneuerbare für eine komplett klimaneutrale Energieversorgung erforderlich sind. Demnach muss sich die installierte Leistung zur Erzeugung von erneuerbarem Strom bis 2040 auf mindestens 52 Gigawatt verfünffachen. Eine erheblich höhere Ausbaugeschwindigkeit als in den vergangenen zehn Jahren ist folglich erforderlich.

Im Jahr 2040 sollen laut Studie die Photovoltaik und die Windenergie zusammen rund 70 Prozent des bis dahin gestiegenen Bruttostromverbrauchs in Baden-Württemberg decken. „Um das zu erreichen, muss die installierte Leistung der auf Dächern, Fassaden und im Freiland installierten Photovoltaik-Module bis 2040 mehr als verfünffacht werden, von heute knapp sieben auf rund 39 Gigawatt. Bei der Windenergie vergrößert sich die nötige installierte Leistung bis 2040 um den Faktor sieben von heute 1,6 Gigawatt auf dann 11,5 Gigawatt“, informiert die Plattform EE-BW. Unverzichtbar seien dafür angepasste Rahmenbedingungen

Deswegen schlägt die Plattform EE BW eine praxisgerechte Ausgestaltung von Ausschreibungen und des Genehmigungs- und Planungsrechtes vor. Dabei müssten feste Fristen definiert und eingehalten, Vorgänge digitalisiert und Artenschutzvorgaben vereinfacht sowie rechtssicher gestaltet werden. Bei Abwägungen solle außerdem dem Klimaschutz mehr Gewicht zukommen. Besonders wichtig ist nach Meinung der Plattform EE BW, ausreichend Flächen für den Ausbau der regenerativen Energien bereitzustellen. Allein für die Windenergie sind zwei Prozent der Südwestfläche nötig.