Um noch mehr klimafreundliche Wärme aus der Tiefe nutzen zu können, starteten die Stadtwerke München (SWM) zum Jahresbeginn 2020 südöstlich von München ein weiteres seismisches Erkundungsprogramm. Ziel des Programm sei es, das Potenzial der Erdwärme in tiefliegenden Schichten zu ermitteln, teilten die SWM jetzt im Januar mit. Damit will das Unternehmen bestehende Anlagen noch effizienter betreiben und wichtige Daten zum Ausbau klimafreundlicher Fernwärme in der Region gewinnen.
Mehr klimafreundliche Wärme für München und Umgebung
So sollen die drei Geothermieanlagen in Kirchstockach, Dürrnhaar und Sauerlach künftig Energie in das Fernwärmenetz in München, Ottobrunn und Taufkirchen einspeisen. Auch die angrenzenden Gemeinden könnten davon profitieren. Seit 2012 realisieren die SWM ihre Fernwärme-Vision: Bis 2040 wollen sie den Münchner Bedarf an Fernwärme CO2-neutral und überwiegend aus klimafreundlicher Wärme aus der Tiefe decken. Im Raum München herrschen zur Nutzung der Erdwärme so gute geologische Voraussetzungen wie in kaum einer anderen Region Deutschlands.
Ablauf der Erkundung
Für die Untersuchung beauftragten die SWM das international erfahrene Unternehmen DMT GmbH & Co. KG aus Essen. DMT führt seit Jahrzehnten seismische Erkundungen durch. Dazu gehört auch die innerstädtische Seismikkampagne München-Süd 2015/16 im Auftrag der SWM. Das Untersuchungsgebiet im Südosten von München umfasst rund 177 Quadratkilometer. Entlang festgelegter Messlinien sind an verschiedenen Stellen im Messgebiet parallel vier Messgruppen unterwegs.
Außerhalb der Ortschaften sind je zwei Vibro-Fahrzeuge vorgesehen, innerhalb der Ortschaften immer nur eines. Sie halten an definierten Anregungspunkten. Dort senkt das betreffende Vibro-Fahrzeug eine ca. 2,5 Quadratmeter große Rüttelplatte auf den Boden ab, sendet für 60 Sekunden Schwingungen in den Untergrund (die sogenannte „Anregung“) und fährt dann 30 Meter weiter zum nächsten Punkt. Jeder Punkt wird nur einmal befahren. Der Messvorgang ist kurz und nur im direkten Umfeld wahrnehmbar, etwa durch Betriebsgeräusche oder die Vibrationen der Rüttelplatten. Es kann zu kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen.
3D-Bild liefert Entscheidungsgrundlage
Die Lkw-großen Vibro-Fahrzeuge sind von Anfang Februar bis maximal Ende März 2020 im Untersuchungsgebiet unterwegs. Dabei senden sie ähnlich der Echolotung in der Schifffahrt Schallwellen in den Untergrund. Im Grenzbereich verschiedener Gesteinsschichten in unterschiedlichen Tiefenlagen werden die Schallwellen reflektiert, die hochempfindliche Erdmikrophone, sogenannte Geophone, an der Erdoberfläche aufzeichnen. Computergestützt lässt sich daraus u.a. ein dreidimensionales Bild der thermalwasserführenden Gesteinsformation (Malm) in mehreren tausend Metern Tiefe erstellen. Dieses 3D-Modell liefert die Grundlage für die Entscheidung, ob, wo und wie sich die klimafreundliche Wärme weiter erschließen lässt.