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Bessere Auslastung der Stromnetze

Quelle: Agora Energiewende

Agora Energiewende legte im Januar 2018 eine Studie über Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur besseren Auslastung der Stromnetze vor. Diese Toolbox für Übertragungsnetze enthält die wichtigsten Umsetzungsschritte, um Redispatch-Kosten zu begrenzen und die Energiewende günstiger zu machen. Die technischen Kapitel erstellte dabei das Beratungsunternehmen Energynautics im Auftrag von Agora Energiewende. Mit einer Reihe von vergleichsweise einfachen Maßen ließen sich innerhalb von zwei bis vier Jahren die Transportkapazitäten der Stromübertagungsnetze erheblich vergrößern, zeigen sich die Studienautoren überzeugt. „Durch ein entsprechendes flächendeckendes Sofortprogramm würde die Funktion des Strommarktes deutlich verbessert, weil Netzeingriffe wie der Redispatch von Kraftwerken und die Abregelungen von Windkraftanlagen auch bei steigenden Anteilen Erneuerbarer Energien seltener nötig wären.“

Kurzfristige Maßnahmen

Als kurzfristige Maßnahmen gelten der Einsatz von Hochtemperaturleiterseilen, mit denen sich bis zu doppelt so viel Energie über vorhandene Hochspannungstrassen transportieren lässt, und der Einbau von speziellen Transformatoren etwa an Umspannwerken, mit denen sich Strom von stark belasteten Netzabschnitten auf freie Netzabschnitte umleiten lässt. Außerdem könne die Leistungsfähigkeit bestehender Freileitungen mittels kontinuierlicher Temperaturüberwachung erhöht werden. „All diese Maßnahmen sind Stand der Technik. Nur setzen wir sie noch nicht flächendeckend ein“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Es geht jetzt darum, rechtliche und regulatorische Hindernisse zu beseitigen, um mehr aus den bestehenden Netzen herauszuholen. Ziel muss es sein, schon 2020 deutlich mehr Strom durch unser Bestandsnetz zu transportieren, weil der dringend notwendige Ausbau der Stromautobahnen erst nach 2025 abgeschlossen sein wird.“

Langfristige Schritte

Eine noch höhere Auslastung der Stromnetze lässt sich langfristig laut Toolbox mit einer automatisierten Steuerung der Übertragungsnetze erzielen. Demnach ist ab 2030 die Einführung einer automatisierten Systemführung der Stromübertragungsnetze vorgesehen. Mittels Digitalisierung könnten drohende Netzengpässe dann in Echtzeit verhindert werden. Zugleich ließe sich die Zahl der Netzeingriffe, die möglicherweise unnötig sind, aber dennoch vorsichtshalber durchgeführt werden, vermindern, so dass Redispatch-Kosten sinken und die Kapazität der Netze steigt. „Noch ist das Zukunftsmusik. Um das hohe Sicherheitsniveau des deutschen Stromsystems aufrechtzuerhalten, sind noch viele Fragen zu klären. Damit solche innovativen Mittel im nächsten Jahrzehnt eingesetzt werden können, sollte die Bundesnetzagentur eine Roadmap mit den notwendigen Umsetzungsschritten entwerfen“, sagt Graichen. „Denn durch die automatisierte Betriebsführung könnte perspektivisch der bisher für die Zeit nach 2035 geplante zusätzliche Netzausbau fast vollständig ersetzt werden.“

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