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Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge boomt

Quelle: Solar Promotion, EAFO

Die öffentliche Ladeinfrastruktur in Europa wuchs 2020 um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Darüber informierten Veranstalter der Power2Drive Europe, Solar Promotion und Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe. Spitzenreiter unter den Top 5 Ländern ist nach Daten des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) die Niederlande mit mehr als 66.600 öffentlichen Ladesäulen. Frankreich verfügt über 46.000 installierte Ladepunkten und überholt damit Deutschland mit rund 44.700, gefolgt von Großbritannien.

Auch private Wallboxen sind laut Messeveranstalter gefragter denn je, so dass die Förderung in Deutschland zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit aufgestockt wurde. Die führenden Ladeinfrastruktur-Anbieter präsentieren sich auf der Power2Drive Europe, die vom 21. bis 23. Juli 2021 auf der Messe München im Rahmen von The smarter E Europe stattfindet. Um intelligente Ladelösungen für private und öffentliche Bereiche, Elektrofahrzeuge und Lösungen für E-Flotten geht es auf der begleitenden internationale Fachmesse Power2Drive Europe unter dem Motto „Charging the future of mobility“. Sowohl der Bundesverband eMobilität (BEM) als auch AVERE, der europäische Verband für Elektromobilität sind Träger der Power2Drive Europe.

Ladeinfrastruktur puscht Elektromobilität

Eine flächendeckende und zuverlässige Ladeinfrastruktur sorgt aus Sicht der Veranstalter neben einer großen Auswahl an erschwinglichen Elektrofahrzeugen unter Verbrauchern für eine breite Akzeptanz. Sie sei für die Kaufentscheidung und somit für den Hochlauf der Elektromobilität wesentlich. Öffentliche Förderungen und eine kluge Steuerpolitik brächten die Elektromobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Europa voran. Dementsprechend boomt in den Niederlanden nicht nur der Verkauf von E-Pkw, sondern auch mehr als 66.600 öffentliche Ladesäulen sind bereits installiert, mehr als irgendwo sonst in Europa. Drei batterieelektrische Autos (battery electric vehicle, BEV) teilen sich hier rein rechnerisch einen Ladepunkt, geht aus der EAFO-Statistik hervor.

In Frankreich ging es im letzten Jahr besonders rasant voran. Mit dem europaweit stärksten Wachstum von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr kommt Frankreich laut EAFO-Daten auf knapp über 46.000 öffentliche Ladepunkte und damit auf rund 2.500 mehr als Deutschland. Das Wachstum wird sich fortsetzen, denn als Teil des Corona-Konjunkturpakets „France Relance“ soll die Elektromobilität einen starken Schub erfahren. Zwei Milliarden Euro stellt die französische Regierung bis Ende 2022 für Kauf- und Verschrottungsprämien sowie für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung.

Deutschland führt mit öffentlichen Schnellladestationen

Bei den öffentlichen Schnellladestationen ist Deutschland in Europa die Nummer 1. Insgesamt waren es Ende 2020 rund 44.700 öffentliche Ladesäulen. Gemessen an der Anzahl von BEV teilen sich demnach in Deutschland sieben E-Autos einen Ladepunkt. Rechnet man die Plug-in-Hybride (plug-in hybrid electric vehicle, PHEV) hinzu, sind es 13 Fahrzeuge. Folglich besteht Handlungsbedarf.

Mindestens zehnmal so viele Ladepunkte wie heute, d.h. zwischen 440.000 und 843.000 müssten im Jahr 2030 in Deutschland installiert sein. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Ladeinfrastruktur nach 2025/2030 – Szenarien für den Markthochlauf von der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Die Zahl sei davon abhängig, wie viele private Ladepunkte verfügbar und wie stark die öffentliche Infrastruktur ausgelastet sei. Hinzu komme das Verhalten der Autofahrer und die Nutzung von Lade-Hubs mit Schnellladepunkten.

„Schätzungen zufolge werden über 80 Prozent der Ladevorgänge Zuhause und beim Arbeitgeber stattfinden. Idealerweise kann der Nutzer das Laden sogar mit einem Einkauf für den täglichen Bedarf kombinieren. Der Einzelhandel hat diese attraktive Chance der Kundenbindung erkannt und investiert dort bereits“, sagt Markus Emmert, Vorstand des Bundesverbandes eMobilität im Experten-Interview „Das Recht auf Ladeinfrastruktur“ der Power2Drive Europe.

Förderprogramme für Ladepunkte

Neben dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur fördert die deutsche Bundesregierung seit letzten November auch den Kauf und die Installation privater Ladepunkte. Daran geknüpft sind zukunftsweisende Bedingungen wie die Steuerbarkeit der Ladelösungen und die Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energien. „900 Euro Zuschuss gibt es pro Ladepunkt. Das ursprüngliche Fördervolumen von 200 Millionen wird nun aufgrund der großen Nachfrage ein weiteres Mal aufgestockt und liegt nun bei 400 Millionen Euro“, informierte die Nationale Leitstelle für Ladeinfrastruktur im Februar 2020. Bis zum 25. Februar 2021 gingen Anträge zu über 300.000 Ladepunkte ein. Dies entspreche einem Fördervolumen von 270 Millionen Euro. Täglich kämen durchschnittlich 2.500 Anträge hinzu.

Das Bundeskabinett verabschiedete zudem im Februar 2021 ein Schnellladegesetz. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer unterstreicht zum Beschluss: „Die nächste Schnellladesäule muss in wenigen Minuten erreichbar sein. Um diesem Ziel näher zu kommen, wollen wir bundesweit 1.000-Schnellladehubs bis 2023 aufbauen. Das Schnellladegesetz ist grundlegende Voraussetzung, um die europaweite Ausschreibung und somit den Bau der neuen Standorte zu starten. Nur mit einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur schaffen wir es, dass mehr Menschen auf klimafreundliche E-Autos umsteigen und mit erneuerbaren Energien laden können. Gerade das schnelle Laden mit über 150 Kilowatt ist für die Langstreckentauglichkeit von E-Autos entscheidend.“ Das Schnellladegesetz sollen Bundestag und Bundesrat noch im Frühjahr verabschieden. Die Ausschreibung von 1.000 Standorten soll im Sommer 2021 starten.