Russland bereite sich allen Anzeichen nach auf einen neuen Gaskonflikt mit Kiew vor, erklärte Juri Witrenko, Geschäftsführer des ukrainischen Gasversorgers Naftogaz, im Interview mit dem YouTube-Kanal skrypin.ua kürzlich im April 2019. Dafür spricht aus seiner Sicht die aktuelle Zunahme des russischen Transitvolumens. „Dies bedeutet höchstwahrscheinlich, dass sie sich darauf vorbereiten, den Transit einzustellen, und sie wollen mehr Gas in Speicheranlagen in Europa haben, um den Bedarf der Verbraucher dort aus Speichern und nicht über die Ukraine zu decken“, erläuterte Witrenko.
Kein Betriebsmodell
Was den Transitvertrag mit Russland angeht, ist Witrenko sicher, dass dieser Anfang 2020 endet. Ein technisches Modell für den Betrieb des Gastransportnetzes nach dem Ende des Transits von russischem Gas gebe es nicht. Naftogaz wandte sich an europäische Partner, aber eine Entscheidung fiel nicht. Jetzt hofft Witrenko, dass nach den Gesprächen mit Russland unter Vermittlung der Europäischen Kommission im Mai 2019 ein solches Modell entwickelt wird. „Aber das ist zu spät. Solche Modellentwürfe sollte man früher machen“, gab Witrenko zu Bedenken. Dazu sei das Programm zur Erhöhung der eigenen Gasförderung gescheitert. Das Förderungsvolumen falle weiter.
Eigne Vorbereitungen
Zugleich führe Naftogaz vorbereitende Arbeiten durch, um Gas aus Europa zu importieren, wenn Russland 2020 den Gastransit einstellt, macht Witrenko klar. Die Ukraine stellte die Gasimporte aus Russland 2015 ein. Laut Witrenko wird derzeit eine Rekonstruktion der Kompressorstation Bar an der Sojus-Gaspipeline in der Region Vinnytsia durchgeführt, um zuverlässig Gaslieferungen aus dem Westen des Landes in die östlichen Regionen sicherzustellen. „Dies ist eine Herausforderung für das System“, sagte er. Darüber hinaus könnten nicht alle Kapazitäten an der Westgrenze für Importe aus Europa genutzt werden, wenn der Gastransit gestoppt wird.