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Deutsche Naturschützer gegen Nord Stream 2

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Quelle Nord Stream 2 / Axel Schmidt

Deutsche Naturschützer machen gegen die geplante Ostseegasleitung Nord Stream 2 weiter Front, indem sie die erteilte Baugenehmigung des Bergamtes Stralsund kritisieren. Sowohl der Naturschutzbund Deutschland NABU als auch der WWF sehen im Pipeline-Ausbau in der Ostsee eine Gefahr für Klimaziele und Lebensräume in den betreffenden Schutzgebieten. Genehmigt hat laut Naturschützer und Projektgesellschaft Nord Stream 2 das Bergamt mittels Planfeststellungsbeschluss den Bau der rund 55 Kilometer langen Trasse in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns und im Anlandesbereich von Lubmin bei Greifswald. Die dritte Genehmigung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie stehe in Hamburg zwar noch aus, aber erste Bauarbeiten könnten jetzt starten, heißt es beim WWF am 31. Januar zur Genehmigung des Stralsunder Bergamtes.

Genehmigungen auf Kurs

Für die Schweizer Projektgesellschaft und Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom Nord Stream 2 läuft indessen alles nach Plan. „Die Baugenehmigung ist Ergebnis eines intensiven Planungs- und Konsultationsprozesses. Wir sind uns der Verantwortung für diesen sensiblen Naturraum bewusst und haben dies in unseren Planungen berücksichtigt. Das schließt, neben Belangen der Umwelt, auch die Interessen anderer Betroffener ein, wie z.B. der Schifffahrt und des Tourismus“, so Jens Lange, Manager Genehmigungen Deutschland der Nord Stream 2 AG. „Es ist zudem ein wichtiger Meilenstein im vielschichtigen Genehmigungsverfahren für unser gesamtes Projekt.“ Die Ausstellung der noch ausstehenden Genehmigungen in den Ländern Russland, Schweden, Dänemark, Finnland und Deutschland, deren Territorialgewässer die Gasleitung passiert, erwartet sein Unternehmen in den nächsten Monaten, so dass der Bau in diesem Jahr beginnen kann. Für den Fall, dass Dänemark per Gesetz den Bau in eigenen Hoheitsgewässern verbietet, soll eine Alternativroute herangezogen werden.

Naturschützer warnen vor Todeszonen

Die geplante Pipeline Nord Stream 2 durchquere im deutschen Zuständigkeitsbereich fünf Meeresschutzgebiete für seltene Seevögel und Schweinswale sowie streng geschützte Seegraswiesen und Mergelriffe, macht der WWF aufmerksam. Sie gefährde die Ziele der europäischen Fauna-Flora-Habitat Richtlinie sowie der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, die sich auf einen guten bzw. günstigen Zustand der Meere richteten. Wegen hoher Nährstoffbelastung sei die Ostsee davon weit entfernt. Es bildeten sich dadurch regelmäßig sauerstoffarme Todeszonen. „Nord Stream 2 wird diese Situation verschärfen, wenn der Meeresboden auf rund 50 Kilometern Länge teils 80 Meter breit ausgebaggert wird. „In der Pommerschen Bucht und im Greifswalder Bodden werden dabei mindestens 254 Tonnen Phosphor freigesetzt, weiterer Dünger für die ohnehin überlastete Ostsee“, kritisieren NABU und WWF. Eine Havarie hätte außerdem katastrophale Folgen. Klimapolitisch sei das Ausbauvorhaben in der Ostsee eine Sackgasse. Es zementiere entgegen den Pariser Beschlüssen die Nutzung fossiler Energieträger.

Argumente für Klimaschutz gegen Naturschützer

Dem hält die Projektgesellschaft folgende Argumente entgegen:

  • „Nord Stream 2 ist Voraussetzung für die Erreichung der gesteckten Klimaziele.
  • Die Verstromung der Nord Stream 2-Erdgas-Jahreskapazität anstelle von Kohle würde die CO2-Emissionen in der Stromproduktion um jährlich 160 Mio. Tonnen senken. Das entspricht den jährlichen Emissionen von rund 30 Mio. PKWs oder den Emissionen von Schweden, Finnland und den Baltischen Staaten zusammen.
  • Im Vergleich zur Regasifizierung und dem Transport von verflüssigtem Gas (LNG) mit gleicher Gasmenge durch 600 bis 700 Tanker spart der Gastransport durch Nord Stream 2 bis zu 45 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr.
  • Investitionen im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen in die Zusatzfiltration der Kläranlagen Stralsund, Greifswald, Bergen auf Rügen und Göhren reduzieren den Schadstoffeintrag in den Greifswalder Bodden um jährlich 70 Tonnen Nitrat und drei Tonnen Phosphor.“

Durchbruch in Deutschland

Den Beschluss in Stralsund nennt Gazprom-Chef Alexej Miller laut Medien entscheidend. Jetzt könnten die Bauarbeiten in den deutschen Hoheitsgewässern und an der Anlandestelle bei Greifswald beginnen ganz so, wie die Naturschützer es in ihrer Kritik erläuterten. Das Gerangel auf europäischer Ebene läuft indessen weiter. Polen sprach sich jüngst für Sanktionen gegen Nord Stream 2 aus. „Die EU-Debatte zur Änderung der Gasrichtlinie könnte je nach Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten einen Einfluss auf den späteren Betrieb von Nord Stream 2 haben. Sie betrifft jedoch nicht die Genehmigungsverfahren in Deutschland, Dänemark, Schweden oder Finnland für den Bau der Pipeline“, äußert sich Nord Stream 2 zu den Bestrebungen, die neue Ostseegasleitung dem europäischen Energiepaket 3 zu unterstellen, das den Zugang Dritter regelt.

Umstrittener Bedarf

Die Naturschützer von NABU und WWF sehen darüber hinaus für Nord Stream 2 keinen Bedarf, um die Erdgasversorgung Deutschlands sicherzustellen, da der Verbrauch seit vielen Jahren kontinuierlich sinke. Zugleich seien die Gasimport- und Speicherkapazitäten Deutschlands schon heute drei Mal so groß wie der Verbrauch. Ebenso sei die bestehende Nord Stream-Pipeline nicht ausgelastet. Nach Angaben von Nord Stream ist diese zu 93 Prozent ausgelastet. Dass der Erdgasverbrauch in Deutschland im letzten Jahr um 5 Prozent gestiegen ist, stellte die AG-Energiebilanzen kürzlich im Januar fest.

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