Start Europa Patt im Poker um die Pipeline Nord Stream 2

Patt im Poker um die Pipeline Nord Stream 2

Bildquelle: Gazprom

Noch ist nicht alles verloren, aber auch nicht alles gewonnen. Von der 2460 Kilometer langen Gasleitung Nord Stream 2 klafft in der Ostsee eine Lücke von rund 75 Kilometern. Rund 60 Kilometer befinden sich davon in dänischen Gewässern und der Rest in deutschen Gewässern. Da zwei Leistungsstränge zu verlegen sind, summiert sich die fehlende Rohrlänge auf das Doppelte.

Dass Pipeline-Verlegeschiffe noch im Hafen liegen, hat indes nicht nur politische Gründe. Das Leichen der Dorsche muss bis Ende September 2020 aus dänischer Sicht abgewartet werden. Auch danach reicht die Zeit, um am Tag bis zu drei Kilometer Rohrlänge zu verlegen. 50 Tage sind für beide Stränge erforderlich. Selbst wenn nur ein Strang bis zum Jahresende betriebsbereit ist, ist ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Vor diesem Hintergrund kann Russland die amerikanische Situation sondieren und die Präsidentschaftswahlen abwarten. Ob bis dahin ein Durchpeitschen weiterer US-Sanktionen zu erwarten ist, ist offen. Auch der russische Gaskonzern Gazprom könnte alles auf eine Karte setzen und Anfang Oktober 2020 den Auslaufbefehl zum Einsatz in der Ostsee geben. Die Frage dabei ist, ob beteiligte Unternehmen dann mitziehen, solange Sanktionen auch aus Europa gegen Russland zu erwarten sind.

Der Giftanschlag auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny unterminierte die politischen Befürworter des Pipeline-Projektes in Deutschland und Europa. Sie erwarten eine russische Erklärung und erwägen Sanktionen inklusive Baustopp für Nord Stream 2. Dass der Baustopp seit letzten Dezember währt, ist indes kein Geheimnis. Dafür sorgten Sanktionen der USA gegen die Allseas Gruppe. Das Pipeline-Verlegschiff Pioneering Spirit stellte die Verlegearbeiten an der Trasse ein.