Eine aktuelle Studie vom Hamburg Institut empfiehlt den Münchner Stadtwerken (SWM), alle Photovoltaik-Potenziale in der Region zu nutzen. Im Auftrag der SWM analysierten die Hamburger Berater in der betreffenden Studie Ausbauoffensive Erneuerbare Energien der Stadtwerke München, welche lokalen und regionalen erneuerbaren Potenziale vorhanden sind und in wie weit sie zur Zielerreichung beitragen können.
In der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien setzten sich die SWM das Ziel, bis 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, wie ganz München verbraucht. Das sind immerhin 7,2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Die Ausbauoffensive startete 2008. Zum heutigen Stand liegt die Jahresproduktion aus bestehenden oder im Bau befindlichen Ökostrom-Anlagen bei rund 6,0 TWh pro Jahr. Davon erzeugen innerhalb der Stadt Anlagen der SWM jährlich rund 0,46 TWh Ökostrom, das entspricht etwa 6 Prozent des Strombedarfs.
Lokale Erzeugung und Dezentralität sollten der Studie zufolge jedoch kein Selbstzweck sein. Es gehe um den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien. „Die aus klimapolitischer Sicht sehr wichtige Schnelligkeit der Annäherung an die Ziele der Ausbauoffensive war nur mit einem hohen Anteil an überregionalen und an Auslandsinvestitionen erreichbar. In München und auch in Bayern wäre ein vergleichbar schneller Ausbau an SWM Stromerzeugungskapazitäten mangels umsetzbaren Potenzials nicht möglich gewesen“, bestätigte daher das Hamburg Institut Ende Mai.
Lokales Potenzial nur bei Photovoltaik
Quantitativ relevantes Potenzial für regenerative Stromerzeugung in München und der Region sieht das Hamburg Institut im Wesentlichen im Bereich Photovoltaik. Weder bei der Windkraft noch bei Biomasse gebe es nennenswerte Möglichkeiten. Die Optionen bei der Wasserkraft seien bereits zum großen Teil ausgeschöpft.
Zugleich ist das Ausschöpfen des lokalen Photovoltaik-Potenzials laut Studie zuvorderst von den Rahmenbedingungen abhängig. Ohne gravierende Veränderungen der ökonomischen, technologischen und rechtlichen Gegebenheiten werde die installierte Photovoltaik-Kapazität in München auch bis 2025 und darüber hinaus keine quantitativ relevante Rolle für die Stromversorgung der Stadt spielen. Nur bei einer sehr ambitionierten Weiterentwicklung der politisch-rechtlichen Voraussetzungen und weiteren technologischen Fortschritten könnte sich der Anteil an der Stromversorgung nennenswert erhöhen.
Als Beispiel führten die Hamburger Experten Berlin an. Demnach gehen aktuelle Studien davon aus, dass in Berlin ein langfristiges Wachstum der PV-Stromproduktion auf bis zu 25 Prozent des Strombedarfs der Stadt erreicht werden kann. Dafür sei eine Verbesserung der Wirkungsgrade von PV-Modulen, Auflösung von Vorbehalten bei Behörden und Gebäudeeigentümern, Schaffung zusätzlicher Kapazitäten im Handwerk, landesrechtlich zu regelnde Nutzungspflicht, geänderte bundesgesetzliche Rahmenvorgaben und schließlich die Aktivierung der Stadtgesellschaft nötig. „Insgesamt erscheint eine langfristige Erhöhung des PV-Anteils in Richtung 25 Prozent, wie Berlin sich das vorgenommen hat, nur im Zusammenwirken der politischen Akteure in Bund, Land und München möglich,“ brachte es Christian Maaß, Geschäftsführer beim Hamburg Institut, auf den Punkt.
Photovoltaik-Potenziale gemeinsam angehen
Die Experten empfehlen, lokale und regionale Möglichkeiten, soweit es geht, auszuschöpfen und begrüßen daher die Initiativen der SWM für einen beschleunigten Photovoltaik-Ausbau in München und der Region. Dazu zählen die Errichtung von Solarstrom-Anlagen auf allen geeigneten SWM-eigenen Gebäuden, aber auch die Produkte M-Solar, M-Solar-Plus und die M-Sonnenbausteine.
Die Studienverfasser weisen auf die begrenzten Einflussmöglichkeiten von Stadtwerken hin und schlagen deswegen vor, dass die SWM gemeinsam mit der Stadt München über die Photovoltaik-Potenziale diskutieren und den lokalen Ausbau gemeinsam voranbringen. Florian Bieberbach erklärte hierzu: „Im Koalitionsvertrag haben die Grünen/Rosa Liste und die SPD/Volt für die Solarenergie einen jährlichen Zubau von 15 Megawatt Peak vereinbart. Dieses Ziel ist im Lichte der Studie betrachtet durchaus anspruchsvoll. Die SWM wollen die Stadt dabei auf jeden Fall aktiv unterstützen. Aber wir werden nur etwas erreichen, wenn die unterschiedlichen Akteure an einem Strang ziehen.“