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Stromtanken ist weiter ein Abenteuer

Quelle: Lichtblick

Der neue Ladesäulencheck von Lichtblick zeigt, dass das Stromtanken im Tarifdschungel ein Abenteuer bleibt. Auch 2020 bleibe es für die Mehrzahl der E-Auto-Fahrer eine Zumutung unterwegs Strom zu laden, weil die Tarife undurchsichtig seien, und es viele Abrechnungsverfahren gebe, teilte der Ökostrom- und Ökowärmeversorger hierzu jüngst im Oktober mit. Auch der Zugang zu den rund 30.000 öffentlichen Strom-Zapfsäulen in Deutschland sei kompliziert.

„Trotz zunehmender Kritik von E-Auto-Fahrern und Politik: Verbraucherfreundlichkeit ist an Deutschlands Ladesäulen weiter Fehlanzeige. Die Zustände an den Stromtankstellen sind eines der größten Hindernisse für eine grüne Verkehrswende. Dabei wäre ein Systemwechsel hin zu Wettbewerb und Transparenz einfach möglich“, so Ralph Kampwirth, Unternehmenssprecher von LichtBlick.

Gemeinsam mit dem Datendienstleister Statista prüfte LichtBlick die Tarife von 14 Anbietern. Auch die Angebote von zwei Roaminganbietern sind darunter. „Das Resultat ist leider ernüchternd: Gegenüber den Vorjahren sind kaum Fortschritte zu verzeichnen“, bringt es Kampwirth auf den Punkt. Der Vergleich der zahlreichen Ladesäulentarife gleiche einer Doktorarbeit für Statistiker. Für Verbraucher ist dieser Tarifdschungel nicht zu durchschauen.“

Teure Preisüberraschungen

Wer unterwegs Strom laden will, erfährt laut Lichtblick meist erst mit der Abrechnung den wirklichen Preis. Der könne erheblich variieren, wie der Vergleich für eine 100-Kilometer-Stromladung eines BMW i3 an einer Standard-Ladesäule (AC) zeigt.

Dazu sei es an der Ladesäule fast immer teurer. So würde das Stromtanken zum Haushalts-Strompreis 4,73 Euro (31,5 Cent pro kWh) kosten. Die untersuchten Anbieter verlangten indes zwischen 4,80 Euro (32 Cent/kWh, Stadtwerke Dresden) und 7,75 Euro (52 Cent/kWh, E.ON). In Hamburg fielen sogar 6,66 Euro (44 Cent/kWh, Stromnetz Hamburg) an und in Berlin 6,00 Euro (40 Cent/kwh, Allego). Bei zwei Anbietern könnten E-Auto-Fahrer kostenlos laden, da sich der Abrechnungsaufwand noch nicht lohne.

Hohe Preise für den Strom fielen auch an Schnellladesäulen (DC) an. Diese variierten zwischen 48 Cent (EWE, ENBW) und 77 Cent (Ionity) pro Kilowattstunde. Vier der untersuchten Anbieter verlangten Pauschalpreise von 5,56 Euro (Stadtwerke Düsseldorf) bis 14,49 Euro (Comfortcharge) pro Ladevorgang. Gerade bei nur wenigen Kilowattstunden gehe das Stromtanken ins Geld.

Zudem berechneten einige Betreiber Zusatzgebühren für jeden Ladevorgang. Noch teuer werde es in der Regel mit Roaming, sprich das Laden über Drittanbieter. Lädt etwa ein E-Auto-Fahrer an einer E.ON-Ladesäule mit dem Dienstleister New Motion, zahlt er 8,69 Euro für 100 Kilometer Reichweite (statt 7,75 Euro beim Betreiber). Der Preis sei höher als die Kosten einer vergleichbaren Tankfüllung für einen Benziner, die mit 7,50 Euro zu Buche schlägt.

Komplizierte Anmeldung

Eine große Hürde für E-Auto-Fahrerinnen ist Lichtblick zufolge der oft komplizierte Zugang zu den Ladesäulen. Wer zwischen Flensburg nach München in unterschiedlichen Regionen sein E-Mobil laden will, benötige eine Vielzahl von Apps oder Ladekarten, für die er sich registrieren müsse. Roaming-Dienstleister lösten dieses Problem, indem sie eine Karte für zehntausende Ladepunkte anbieten. Diesen Service ließen sie sich aber auch durch teils kräftige Aufschläge bezahlen. Das Tarifchaos bestehe fort.

Für Wettbewerb an der Ladesäule

Lichtblick fordert daher eine grundlegende Reform der Ladesäulen-Infrastruktur. Öffentliche Strom-Zapfsäulen sollten künftig allen Versorgern zur Verfügung stehen, die an die Betreiber dafür ein Nutzungsentgelt zahlen. Der Vorteil für Verbraucher sei, dass sie unter den wettbewerblichen Fahrstrom-Angeboten vieler Versorger zu dem Tarif ihres Wahlanbieters an jeder öffentlichen Ladesäulen tanken können. „Das neue System schafft Transparenz, faire Preise und ermöglicht auch unterwegs ein einfaches Laden des Elektroautos“, erläutert Kampwirth.