Start Erneuerbare Energien Welche Heizung darf es sein?

Welche Heizung darf es sein?

Quelle: Stadtwerke Jena

Die Diskussionen um das nicht verabschiedete neue Gebäudeenergiegesetz schürte Verunsicherung darüber, welche Heizung denn jetzt opportun ist. Von grünem Wasserstoff für die Gasheizung rät das Informationsprogramm Zukunft Altbau, das das Umweltministerium Baden-Württemberg fördert, klar ab. Grüner Wasserstoff sei „zu knapp, zu teuer und zu ineffizient.“ Als wichtiges Element der Energiewende könne er nur in Branchen wie der Stahl- oder Chemieindustrie zur Klimaneutralität verhelfen. Andere Heizungsoptionen sollten Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bevorzugen, hieß es jüngst im Juli von Zukunft Altbau.

Wärmepumpe als Heizung effizienter

Grüner Wasserstoff als Ersatz-Brennstoff für Erdgas betriebene Heizungskessel ist laut Zukunft Altbau noch lange äußerst knapp und teuer. Im Vergleich zu einer Wärmepumpe sei außerdem rund sechsmal mehr Energie notwendig, um dieselbe Wärmemenge zu erzeugen, die von einer wasserstoffbetriebenen Gasheizung kommt. Wer ein Haus besitzt, sollte daher in der Regel eine Alternative wählen, so Frank Hettler von Zukunft Altbau.

„Eine Faustregel besagt: Wärmepumpen machen aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Wärme, die Wasserstoff-Gasheizung aus zwei Kilowattstunden Strom aufgrund der Umwandlungsverluste nur eine Kilowattstunde Wärme“, erklärte Hettler. „Um eine Kilowattstunde Wärme aus Wasserstoff zu erzeugen, müssen also rund sechsmal mehr Windenergie- und Photovoltaikanlagen errichtet werden, als wenn der Strom direkt eine Wärmepumpe antreibt – volkswirtschaftlich ist das ein Unding.“

Wasserstoff für Industrie und Schwerlastverkehr

Große Vorteile biete der chemische Energieträger Wasserstoff als Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien. Er sei flexibel herstell- und einsetzbar. Auf diesem Weg könne er wesentliche Anteile erneuerbarer Energien sektorübergreifend auch in den Schwerlastverkehr und die Industrie bringen. Diese Branchen ließen sich nur teilweise elektrifizieren, da sie fossile Energieträger als Rohstoff oder für chemische Prozesse benötigten.

Auch zur Beheizung von Gebäuden soll nach Plänen der Bundesregierung ab dem kommenden Jahr die Installation neuer Gasheizungen im Heizungskeller eingeschränkt werden. Als Ausnahmen gelten jedoch Anlagen, die mit klimaneutralem Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden können. Im Fall von Wasserstoff geht es um sogenannte H₂-Ready-Heizungen, die ein gewisses Maß an Wasserstoff vertragen und später auf 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden können.

Grüne Gase für den Gebäudesektor zu knapp

Grünen Wasserstoff gebe es aktuell praktisch nicht. Künftig werde vor allem die Industrie enorme Mengen davon verbrauchen, um klimaneutral zu werden. „Für den Gebäudesektor werden voraussichtlich keine relevanten Mengen zur Verfügung stehen“, sagte Dr. Martin Pehnt vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu). „Und diese werden relativ teuer sein.“ Hinzu kämen die Kosten für die Umrüstung der H₂-Ready-Heizungen für die Verbrennung von reinem Wasserstoff. Entsprechende Geräte seien darüber hierzu erst noch zu entwickeln. Der Brennstoff Biomethan als zusätzliche Alternative zum Wasserstoff sei mit kaum Ausbaupotenziale ebenfalls knapp und werde daher nicht in der erforderlichen Breite zur Verfügung stehen.

Umrüsten der Gasnetze mit Hürden

Die Gasnetze in Deutschland müssen laut Zukunft Altbau zudem auf Wasserstoff umgerüstet werden. Technisch sei es möglich, Heizungen und das gesamte Erdgasnetz wasserstofftauglich zu machen. Die logistische Herausforderung und die Kosten seien jedoch groß. Wenn an einem bestimmten Tag von Erdgas auf Wasserstoff oder zuerst auf eine Mischung umgestellt wird, müssten alle Leitungen und alle angeschlossenen Haushalte mit ihren Geräten bereit sein, Wasserstoff zu transportieren und zu nutzen. Viele Expertinnen und Experten gingen daher davon aus, dass die Umstellung aller Verteilnetze, die für die Haushalte relevant sind, kaum umsetzbar sein würde und nur wenige Heizungen, die an Knotenpunkten des künftigen Wasserstoffnetzes liegen, versorgt werden könnten.

Steigende Gaspreise erhöhen Kosten für die Heizung

Zugleich steigen auf längere Sicht die Gaspreise, während die Gaspreisbremse Ende April 2024 ausläuft. „Danach werden die Kosten nicht mehr so niedrig wie sein vor der Gaskrise. Dass es zu weiteren finanziellen Unterstützungen kommt, ist nicht geplant. Ab 2024 erhöht sich zudem die deutsche CO2-Bepreisung. Bei Erdgas steigen die Kosten von 0,65 Cent pro Kilowattstunde auf 0,76 Cent. 2025 werden die Kosten dann bei rund 0,98 Cent pro Kilowattstunde liegen“, rechnet Zukunft Altbau vor. Danach soll es jährlich teurer werden, um Klimafolgekosten des Gasverbrauchs preislich nach und nach zumindest etwas mehr abzubilden. Durch die künftig abnehmenden Nutzerzahlen der Erdgasnetze stiegen zudem die Netzkosten für die verbleibenden Verbraucherinnen und Verbraucher. Der Einbau einer Gasheizung oder eine längere Nutzung der alten Gasheizung lohne sich wegen der teuren Betriebskosten in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr.

Klimaneutraler Wasserstoff sei für die Energiewende zwar eminent wichtig, werde als Option für eine Heizung von Gebäuden jedoch praktisch keine Rolle spielen. „Die Wasserstoff-Option im Heizungskeller ist Zukunftsmusik und wird es aller Voraussicht nach auch bleiben“, lautet Hettlers Fazit. Damit Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer nicht dem teuren Märchen von einer Wasserstoff-Heizung vertrauen, empfiehlt er ihnen, die alte Gasheizung nach Möglichkeit noch wenige Jahre weiter zu nutzen und in der Zwischenzeit das Haus fit für eine Wärmepumpe oder ein Wärmenetz zu machen. Ist das betreffende Haus in einem ordentlichen energetischen Zustand, reichten oft einzelne Dämmmaßnahmen oder sogar nur größere Heizkörper aus. Auch eine Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung sei für den Übergang möglich. Ist die  Sanierung abgeschlossen könne der Komplettumstellung auf Wärmepumpe erfolgen.

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