Start Europa Gazprom zwischen Exportrekord und Nachbarstreit

Gazprom zwischen Exportrekord und Nachbarstreit

Bildquelle: Gazprom

Einerseits erwartet Gazprom in diesem Jahr einen Exportrekord. Andererseits streitet der russische Gaskonzern mit seinen Nachbarn im Westen. Über vielversprechende Exportaussichten nach Europa und Schuldenstände von Weißrussland und der Ukraine für nichtbeglichene Gasrechnungen sprachen Ende Mai 2016 auf der Pressekonferenz zum Exportgeschäft Gazprom-Vizevorstand Alexander Medwedew und Jelena Burmistrowa,  Generaldirektorin von Gazrom Export, in der Moskauer Unternehmenszentrale. Die Schulden Weißrusslands hätten inzwischen 200 Millionen US-Dollar erreicht, so Medwedew. Seinen Worten nach hat die weissrussische Tochter Gazprom Transgaz Belarus beim Schiedsgericht Klage für 125 Millionen US-Dollar Schulden eingereicht. Seit Anfang 2016 laufen die Gespräche zum Gaspreis, bei denen die russische Seite auf den Vertragspreis besteht und Weißrussland mit einem Nachlass rechnet und auf dieser Basis weniger Geld für Gaslieferungen entrichtet. Der Gaspreis könne nur geändert werden, wenn das zwischenstaatliche Abkommen der Länder geändert werde, erläuterte Burmistrowa. Ebenso konnte sich Russland mit der Ukraine auf keinen Gaspreis einigen, so dass Gazprom zuletzt im letzten Herbst Gas an den Nachbarn lieferte. Wegen höherer Transitgebühren gibt es aktuell Streit. Zunächst soll eine Einigung auf dem Verhandlungsweg erzielt werden. Der Gang zum Schiedsgericht sei der letzte Schritt, machte Medwedew deutlich. Die Schulden der Ukraine für russische Gaslieferungen in der Vergangenheit bezifferte er auf 600 Millionen US-Dollar.

Exportrekord in Europa

Nach einem Export nach Europa von rund 159 Milliarden Kubikmeter Gas im letzten Jahr erwartet Medwedew für dieses Jahr einen Exportrekord: „165 Milliarden Kubikmeter Gas ist eine reale Zahl.“ Sie basiere auf den Mengen, die in den ersten fünf Monaten 2016 nach Europa exportiert wurden. Zur Preisentwicklung erläuterte er, dass im zweiten Quartal 2016 der Tiefstand erreicht werde. Aber im dritten, umso mehr im vierten Quartal sehen wir eine anziehende Tendenz sehen.“ Im letzten Jahr zahlten die Europäer im Schnitt 15057 Rubel je 1000 Kubikmeter Gas für russisches Gas und somit fast 230 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas. 167-171 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas prognostiziert er für 2016. Auf die Ankündigung Polens, den Liefervertrag mit Gazprom nicht mehr zu verlängern, sagte Medwedew, dass er sich schwer vorstellen könne, wie in Polen bis zu 10 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr durch Flüssigerdgas aus den USA ersetzt werden könnten. Zugleich könne Polen an der nächsten Auktionsrunde für Gas jetzt im Juni teilnehmen. Beim Preisstreit mit dem polnischen Gasimporteur PGNiG hält er eine außergerichtliche Einging für möglich. Darüber hinaus strich Medwedew die Wettbewerbsfähigkeit seines Unternehmens heraus und betonte, dass die Förderkosten auch bei schwer zugänglichen Lagerstätten weltweit am niedrigsten seien. Für die durchschnittlichen Förderkosten am Bohrloch nannte er einen Betrag von 20 US-Dollar je 1000 m3 Gas. Was die großen Gasleitungsprojekte im Norden und Süden Europas betrifft, läuft laut Medwedew bei Nord Stream 2 alles nach Plan. Die Route für die Schwarzmeergasleitung von Russland nach Griechenland und Italien hänge dagegen von den Verhandlungen mit der Europäischen Kommission ab.

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