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Ukraine kurz vor Gaslieferungen aus Russland

Gaslieferungen in der Ukraine im ersten Halbjahr 2016
Quelle: Ukrtransgaz

Erstmals liegt der Gaspreis mit 167,57 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas, den Gazprom-Chef Alexej Miller für Gaslieferungen der Ukraine im laufenden dritten Jahresquartal anbietet, unter den Angeboten europäischer Lieferanten. Dies erkannte auch der Chef des ukrainischen Gasversorgers Naftogaz, Andrej Kobolew, auf einer Pressekonferenz in Kiew an, über die Medien am 7. Juli 2016 berichteten. Er selbst rechnete von russischer Seite mit einem Preis von 173 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas. Mit diesem günstigen Angebot scheint der Wiederaufnahme von Gasimporten aus Russlands nichts mehr im Weg zu stehen. Doch habe Gazprom leider die Vertragsergänzung zu Gaslieferungen im dritten Quartal nicht unterzeichnet, wandte Kobolew jetzt ein. „Wir führen Gespräche. Es ist schwer zu sagen, wann sie enden.“

Gaslieferungen ohne Zusatzabkommen

Für Miller hängt die Wiederaufnahme der Gaslieferungen in die Ukraine allein davon ab, dass geordertes Gas im voraus bezahlt wird. Das erklärte er Ende Juni 2016 im Rahmen der Aktionärsversammlung von Gazprom in Moskau. Ein Zusatzabkommen zum geltenden Vertrag hält er indes nicht für nötig. Seinen Worten nach fragte die Ukraine um eine Liefermenge in Höhe von 3 Milliarden Kubikmeter Gas im dritten Quartal 2016 an. Anfang Juni 2016 fragte Naftogaz bei Gazprom schriftlich an, die Gaslieferungen wieder aufzunehmen. Im letzten November hatte die Ukraine den Gasbezug komplett eingestellt und importiert seither stattdessen Gas von europäischen Lieferanten. Streitpunkt blieb zwischen Russland und Ukraine der Preis. Nun plane Naftogaz mit Blick auf die kommende  Heizperiode, die Gasimporte zu erhöhen und Gas einzuspeichern, erläuterte Kobolew.

Ukraine besteht auf Zusatzabkommen

Für das aktuelle russische Preisangebot will Naftogaz von Gazprom allerdings eine schriftliche Bestätigung. Nach Juri Witrenko, Direktor bei Naftogaz für Geschäftsentwicklung, seien einige Fragen zuriegeln, so besonders die Mindestabnahme im Vertrag. Dazu bestehe das Risiko, dass Gazprom ukrainische Vorauszahlungen für Gaslieferungen als Tilgung aus gerichtlich eingeklagten Schiedsgerichtsforderungen verrechne. Gazprom könne hier die Forderungen beim internationalen Stockholmer Schiedsgericht auf über 60 Milliarden US-Dollar erhöhen. Aktuell beliefen sie sich auf 31,4 Milliarden US-Dollar. Um am Ende auch wirklich Gas zu erhalten, besteht Witrenko auf formale Dokumente. Dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten.

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