Start Europa Showdown bis zur Gaskrise im Januar

Showdown bis zur Gaskrise im Januar

Quelle: Russischer Kreml

„In letzter Minute wollen die USA mit Sanktionen die Fertigstellung der Gaspipeline Nord Stream 2 verhindern. Sie fürchten Europas Abhängigkeit von Russland. Für beide Seiten beginnt ein Rennen gegen die Zeit“, stellt der Spiegel seinem „Showdown auf der Ostsee“ voran. Von welchem Rennen ist hier die Rede?

Selbst Donald Trump bezweifelte, dass Sanktionen den Bau von Nord Stream 2 verhindern könnten. Allenfalls von Behindern kann wohl die Rede sein. Eine Verzögerung der Inbetriebnahme ist mehr als wahrscheinlich geworden, aber nicht wegen der angedrohten Sanktionen. Dies ruft die russische Seite zu Bedacht in Sachen Gaslieferstopp über die Ukraine auf. Für manche zählt das schon als Erfolg.

Noch streiten die russische und ukrainische Seite mit Zuckerbrot und Peitsche und stellen Gasstreit und Einigung zugleich in Aussicht. Europa ist nach Aussage der europäischen Gastransportnetzbetreiber Entsog gut vorbereitet. Die Speicher sind voll wie nie. Auch die Auslastung der Importterminals für LNG ist so hoch wie nie. Sollte es tatsächlich zu einem Gastransitstopp über die Ukraine kommen, sind LNG-Tanker aus den USA gefragt. Das europäische Sorgenkind Bulgarien hat indes selbst vorgesorgt und sich für den Anschluss an die Schwarzmeergasleitung Turkish Stream gerüstet.

Derweil läuft der Showdown zur Gaskrise zwischen Russland und Ukraine. Vier Tage waren es im Januar 2006 und 20 Tage im Januar 2009. Der damals geschlossene Gasliefer- und Transitvertrag läuft zum Jahresende aus. Eine Verlängerung um ein Jahr ist für Russland eine Option. Die Ukrainer wünschen sich einen neuen akzeptablen Zehnjahresvertrag und Gaslieferungen im Wert von 3 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht in etwa der Summe, die der russische Gaskonzern Gazprom laut Schiedsgerichtsentscheid an den ukrainischen Gasversorger Naftogaz zahlen soll. Niedrigere Gaspreise bot Wladimir Putin an, aber ohne Zahlungen nach Schiedsgerichtsentscheid.

Beide Seiten halten eine Gaskrise zum Jahresauftakt nach den ergebnislosen Gesprächen jüngst in Paris für möglich. Selbst Polen signalisierte, für solch einen Fall vorbereitet zu sein. Der Showdown auf der Ostsee läuft insofern, dass die Solitaire und die Pioneering Spirit von der Schweitzer Allseas-Gruppe die letzten Kilometer in der ausschließlichen Wirtschaftszone Dänemarks so schnell wie möglich verlegen. Das Wetter ist der reale Gegner draußen auf See. Wie die Manager von Allseas auf die US-Sanktionen, die der US-Senat Medien zufolge demnächst verabschieden will, reagieren, ist eine eigene Geschichte.

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